Geschäftsbericht 2023

Kreislaufwirtschaft

Ein wesentlicher Bestandteil der Konzernstrategie von Covestro ist die vollständige Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft. Mithilfe dieser können wir vor allem umweltbezogene Nachhaltigkeitsaspekte unserer Aktivitäten ganzheitlich adressieren. Dies bedeutet zum einen eine Abkehr von der Nutzung fossiler Rohstoffe und zum anderen eine ganzheitliche Ausrichtung auf regenerative Produktion und Geschäftsmodelle, um den Umweltfußabdruck unseres Wirtschaftens an die Einhaltung planetarer Grenzen, wie bspw. der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, anzupassen. Mit der Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft möchten wir insbesondere unseren fossilen Fußabdruck minimieren, indem der Primärrohstoffeinsatz durch alternative Rohstoffe ersetzt wird.

Governance

Das Thema Kreislaufwirtschaft wird bei Covestro in allen Geschäftseinheiten adressiert und aus den Zentralfunktionen heraus durch Initiativen gesteuert. Dabei werden Impulse für die stetige Implementierung, Planung und Zielsetzung gesetzt und entwickelt. Die Unternehmensfunktion Group Innovation & Sustainability nimmt hierbei die Leitung für wesentliche Aspekte wahr. Wesentliche Grundsatzentscheidungen zu Themen betreffend Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance, ESG) werden hierbei vom ESG Governance Body (ESG GoB), bzw. dessen Nachfolger, dem Sustainability & Innovation Governance Body (SI GoB), und dem Vorstand getroffen. Zudem werden relevante Risiken im Zusammenhang mit Kreislaufwirtschaft im konzernweiten Risikomanagement berücksichtigt.

Strategie

Wir sind uns bewusst, dass die Kreislaufwirtschaft über den reinen Wechsel der Rohstoffquellen hinausgeht. Als ressourcenintensives Unternehmen sehen wir einen bedeutenden Hebel darin, dieses Themenfeld zunächst zu adressieren, um den Einsatz alternativer Rohstoffe im Vergleich zum fossilen Primärrohstoffeinsatz stetig zu erhöhen. Ein wesentlicher Pfeiler unserer Strategie „Sustainable Future“ ist daher das Thema „Alternative Rohstoffe“. Diese wollen wir einerseits durch eigene innovative Verfahren herstellen und andererseits deren Einsatz durch eine auf zirkuläre Rohstoffe ausgerichtete Einkaufsstrategie vorantreiben.

Ein ebenfalls wichtiger Pfeiler, den wir fokussieren, sind die Ressourcenabflüsse insbesondere die Produkte, die wir in die weitere Wertschöpfung geben. Unsere Strategie in diesem Bereich ist darauf ausgerichtet, die Recyclingfähigkeit unserer Vorprodukte und Materialien durch innovative Recyclingtechnologien weiterzuentwickeln und durch Kooperationen innerhalb der Wertschöpfungskette zu spezifischen Kreislaufmodellen zu gelangen. Mittels Kennzeichnung spezifischer Lösungen durch das Label „Circular Intelligence“ (CQ) legen wir die Basis für ein klar erkennbares zirkuläres Portfolio. Als einen wichtigen Hebel hierfür beobachten wir die sich stetig weiterentwickelnde Regulatorik, die zu einem höheren Mindestrezyklatanteil in diversen Kunststoffanwendungen führt und unsere Kreislaufstrategie mit beeinflussen wird. Die Differenz zwischen Rohstoffeingangsströmen und Rohstoffausgängen bildet den dritten strategischen Pfeiler unserer Kreislaufstrategie in Form von Rohstoffverlusten und Abfällen, die wir künftig minimieren möchten.

Mit Blick auf Ressourceneingänge, Ressourcenausgänge sowie Abfälle erarbeiten und etablieren wir geeignete Mess- und Zielgrößen, strategische Maßnahmen und Richtlinien.

Transformation zur Kreislaufwirtschaft

Transformation zur Kreislaufwirtschaft (Grafik)

Unser Ziel ist, dass Produkte und Materialien am Ende ihres Lebenszyklus – als Ganzes, in Gestalt von Polymeren oder in molekularer und anderer chemischer Form – wieder in den Wertschöpfungskreislauf zurückgeführt werden. Die Nutzung weiterer erneuerbarer Kohlenstoffquellen und die beabsichtigte vollständige Umstellung auf eine regenerative Produktionsweise, z. B. mithilfe erneuerbarer Energien, stellen für Covestro komplementäre Maßnahmen dar. Sie dienen dazu, in der Zukunft eine vollständige Kreislaufwirtschaft und eine darauf basierende Klimaneutralität im Unternehmen zu erreichen und zunehmend Produkte mit einem klimafreundlicheren Fußabdruck auf den Markt zu bringen. Im Berichtsjahr hat Covestro weitere Schritte unternommen, um diese Ziele zu erreichen.

Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Unternehmen lässt sich insbesondere daran messen, in welchem Maße es uns in der Produktion gelingt, Kohlenstoffquellen auf fossiler Basis durch alternative Rohstoffe zu ersetzen sowie anorganische Verbindungen auf erneuerbarer Basis herzustellen und jeweils im Kreislauf zu führen. Damit hängt auch der Absatz von als zirkulär qualifizierbaren Lösungen am Markt zusammen. Entsprechend arbeiten wir daran, geeignete Ziele für Covestro zu entwickeln, die die Performance in allen für die Kreislaufwirtschaft wesentlichen Bereichen steigern und langfristig zu einer absoluten Reduktion des Primärrohstoffeinsatzes führen.

UNSER ZIEL IM BEREICH KREISLAUFWIRTSCHAFT

Icon mit zwei Händen, die einen Kreis formen (Grafik)

STAND

Wir arbeiten aktiv an der Identifikation geeigneter Zielgrößen und Indikatoren für Zirkularität.

Mit einem stetig sinkenden Einsatz fossiler Ressourcen, durch regenerative Ansätze und Kreislaufführung soll die Wertschöpfung nachhaltig gestaltet und u. a. die Kohlenstoffproduktivität gesteigert werden. Ziel ist die Entkopplung unserer Wertschöpfung von nichtregenerativen und nichtzirkulären Rohstoffen wie fossilem Kohlenstoff.

Maßnahmen

Aktionen und spezifische Initiativen

Mit dem im Jahr 2019 begonnenen globalen Strategieprogramm „Circular Economy“ haben wir den Grundstein für die vollständige Ausrichtung von Covestro auf die Kreislaufwirtschaft gelegt. Die Aufgabe, dieses Zielbild weiter zu konkretisieren und durch strategische Umsetzungsprojekte zu planen und durchzuführen, hat im Berichtsjahr die neu geschaffene Abteilung „Sustainability Transformation & Business Building“ innerhalb von Group Innovation & Sustainability übernommen. Hierbei werden alle sich in der Transformation befindlichen Unternehmensfunktionen einbezogen, mit dem Ziel, wichtige Transformationsschritte zu identifizieren und zur Entscheidungsreife zu bringen.

Im Jahr 2023 hat Covestro diverse Initiativen mit einem besonderen Fokus auf Marktgestaltung sowie Entwicklung von Technologiepfaden und Evaluierung möglicher nichtfinanzieller Kennzahlen gemanagt. Ein besonderes Augenmerk haben wir auch auf Abfallmärkte gelegt.

Recycelbarkeit von Produktions- und Kunststoffabfällen

Produktionsabfälle

Die Produktionsverfahren von Covestro sind mit Blick auf den Materialeinsatz aus ökonomischen Überlegungen heraus möglichst effizient. Wir betrachten und bewerten unsere Herstellungsprozesse fortlaufend, um Materialverbrauch und Entsorgungsmengen so weit wie möglich zu reduzieren und Materialien, wenn möglich, intern wiederzuverwerten. Sofern Abfälle nicht vermieden, wiederverwertet oder ökonomisch sinnvoll recycelt werden können, legen wir im Abfallmanagement Wert auf sichere, nach Abfallarten getrennte Entsorgungswege. Einige durch unsere Produktionsverfahren erzeugte Abfälle mit hohem Heizwert werden als Brennstoff thermisch verwertet, um daraus Dampf für unsere Produktionsanlagen zu generieren. Daneben kann es auch vorkommen, dass wir aufgrund der lokalen Bestimmungen verpflichtet sind, Abfälle zu deponieren. Produktionsschwankungen sowie Abriss- und Sanierungsarbeiten an Gebäuden und auf Betriebsgeländen können die Abfallmengen und Verwertungswege beeinflussen.

Kunststoffabfälle

Unsere technische Kernkompetenz liegt in der Entwicklung und Anwendung komplexer chemischer Verfahren und Prozesse. Dieses Wissen wollen wir insbesondere zur Etablierung innovativer chemischer und biochemischer Recycling- und Produktionsprozesse für die Kreislaufwirtschaft nutzen. Wir möchten spezifische Verfahren etablieren, die es uns ermöglichen, zielgerichtet die für Covestro notwendigen Rohstoffe aus Kunststoffabfällen herzustellen. Der Einsatz dieser recycelten Rohstoffe in unserer Produktion führt zu Produkten mit einem niedrigeren Kohlenstofffußabdruck und steigert die Recyclingquote. Daneben wollen wir künftig auch Rohstoffe einsetzen, die in vorgelagerten Wertschöpfungsstufen recycelt wurden. Hierbei setzen wir auf den Einsatz von „ISCC PLUS“-zertifizierten Rohstoffen und Zwischenprodukten. Insgesamt sind chemische Verfahren zur Kreislaufführung für Covestro wichtige Hebel, die dabei helfen, fossile Materialien schrittweise zu ersetzen und Kohlenstoffkreisläufe zu schließen. Somit wollen wir mithilfe der Kreislaufwirtschaft und unserer Klimaziele den Umweltfußabdruck unseres Produktportfolios reduzieren und klimaneutral gestalten. Diese Vorgehensweise wird kontinuierlich mittels Ökobilanzierung (Life Cycle Assessment, LCA), also unter Berücksichtigung von Auswirkungen und Beiträgen entlang des gesamten Lebenszyklus, überprüft.

Covestro forscht derzeit in mehr als 20 Projekten an Recyclingverfahren für eigene Produkte und Materialien. Von besonderer Bedeutung sind für Covestro hierbei Verfahren, mit denen Materialien chemisch oder enzymatisch wieder in ihre Moleküle umgewandelt werden können. Die so gewonnenen Sekundärrohstoffe haben eine vergleichbare Qualität und vergleichbare Eigenschaften wie herkömmlich hergestellte Rohstoffe und können daher erneut zur Herstellung von Produkten und Materialien eingesetzt werden.

Sowohl die Pyrolyse als auch die Chemolyse werden als mögliche chemische Recyclingtechnologien für Polycarbonat und Polyurethan-Hartschaum untersucht und weiterentwickelt.

Die thermische Spaltung chemischer Verbindungen unter Einsatz hoher Temperaturen – kurz Pyrolyse – erprobt Covestro bereits in den Laboranlagen an den Standorten Antwerpen (Belgien) und Dormagen. In diesen Anlagen können sowohl Polycarbonat als auch Polyurethan-Hartschaum zu hochwertigen Molekülen zersetzt werden, um wieder als recycelte Rohstoffe in die Produktion integriert zu werden. Mit unserem Ansatz der Niedrigtemperatur-Pyrolyse können wir gegenüber der herkömmlichen Hochtemperatur-Pyrolyse mehrere Prozessschritte einsparen und so die CO2-Emissionen wesentlich reduzieren.

In der Chemolyse werden Polymere mithilfe von Lösungsmitteln, Katalysatoren und Hitze sowie ggf. unter Druck u. a. in kleinere Bestandteile (Monomere) und Zwischenprodukte zurückgewandelt. Dazu hat im Jahr 2021 ein von Covestro koordiniertes Projekt der Europäischen Union namens „CIRCULAR FOAM“ begonnen, an zirkulären Lösungen zu forschen.

Eine weitere strategische Option für Covestro ist das enzymatische Recycling. Hierbei werden Enzyme dazu genutzt, Kunststoffe hochselektiv und bei milden Temperaturen in Monomere zu zerlegen. Diese Monomere können im Anschluss wiederum zur Produktion von neuen, gleichwertigen Kunststoffen genutzt werden. Das enzymatische Recycling befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase, ist aber aufgrund der hohen Selektivität (wenig bis keine Nebenprodukte) und milden Bedingungen bei niedrigen Prozesstemperaturen äußerst vielversprechend. Covestro hat dieses Potenzial erkannt und neben eigenen Forschungsaktivitäten wichtige Kooperationen gestartet, um diese innovative Technologie für das Recycling zu nutzen und einem industriellen Maßstab näherzubringen.

Des Weiteren hat Covestro im Jahr 2023 Fortschritte im chemischen Recycling von Polyurethan-Weichschaum aus Matratzen erzielt. Nach der Inbetriebnahme einer Pilotanlage in Leverkusen im Jahr 2020 haben wir im Berichtsjahr weiterhin detaillierte Prozessparameter untersucht und konnten so die bisherigen Laborergebnisse bestätigen. Mit dieser innovativen Technologie sind wir in der Lage, ein hochreines Recycling-Polyol zu liefern, das Kundenspezifikationen erfüllt, sowie ein recyceltes Toluylen-Diamin (TDA), das sich für die Weiterverarbeitung zu Toluylen-Diisocyanat (TDI) eignet. Um Produktkreisläufe in einem industriellen Maßstab zu schließen, setzen wir auf Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das Zusammenwachsen von Chemie- und Recyclingindustrie hat das Ziel, neue Wertschöpfungszyklen für die Kreislaufwirtschaft aufzubauen.

Covestro unterstützt mit seinen Lösungen auch den Ausbau der Windenergie. Diese gilt als wegweisend für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen sowie für die dezentrale Energieversorgung. Aktuell ist die Recyclingfähigkeit von Rotorblättern von Windkraftanlagen eine der verbleibenden Herausforderungen auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Energiewirtschaft. Wir arbeiten daran, für dieses Problem eine Lösung auf Basis einer einzigartigen Polyurethan-Struktur zu entwickeln.

Marktgestaltung für alternative Rohstoffquellen

Wir möchten Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe sein und die Markttransformation aktiv gestalten. Ein wesentlicher Aspekt ist hierbei die kontinuierliche Erweiterung unseres Produktportfolios um nachhaltige Produkte, die auf dem Einsatz alternativer Rohstoffe basieren.

Neben der eigenen Produktion recycelter und biogener Rohstoffe ist die strategische Ausrichtung unseres Rohstoff- und Energieeinkaufs von essenzieller Bedeutung für unsere Unternehmensvision. Wir wollen den Anteil alternativer Rohstoffe in der Produktion kontinuierlich erhöhen und langfristig auf 100 % steigern. Unter alternativen Rohstoffen verstehen wir insbesondere alle Rohstoffe, die auf Biomasse, CO2 oder Abfällen beruhen oder auf nichtfossiler Basis mithilfe von erneuerbarer Energie hergestellt werden.

Im Geschäftsjahr 2023 hat Covestro den Einkauf von alternativen Rohstoffen fortgeführt. Wir haben über 27.000 t alternative Produktionsrohstoffe für die Produktion an den Standorten Antwerpen (Belgien), Changhua (Taiwan, Großchina), Dormagen, Filago (Italien), Leverkusen, Krefeld-Uerdingen, Map Ta Phut (Thailand) und Shanghai (China) eingekauft (Vorjahr: über 55.000 t). Damit soll einem breiten Markt ein stetig wachsendes Portfolio nachhaltig hergestellter Materialien angeboten werden können. Der Rückgang der eingesetzten alternativen Rohstoffe im Geschäftsjahr ist auf ein branchenweit schwieriges Marktumfeld und Produktionsrückgänge zurückzuführen.

Um die Zertifizierung dieser Rohstoffe in der weiteren Nutzung entlang der gesamten Wertschöpfung abzubilden, haben wir die Zertifizierung und Auditierung unserer Produktionsstandorte nach dem „ISCC PLUS“-Verfahren fortgeführt und weitere Standorte zertifiziert. Die neu ISCC-zertifizierten Standorte sind Newark (USA), Niihama (Japan), Schoonebeck (Niederlande) und Waalwijk (Niederlande). Die internationale Nachhaltigkeits- und Kohlenstoff-Zertifizierung (International Sustainability and Carbon Certification, ISCC) ist ein anerkanntes System für die Nachhaltigkeitszertifizierung von Biomasse und Bioenergie. Der Standard deckt alle Stufen der Wertschöpfungskette ab und ist weltweit verbreitet.

Kennzeichnung zirkulärer Lösungen im Produktportfolio

Um die Markttransparenz hinsichtlich zirkulärer Lösungen zu erhöhen, hat Covestro im Berichtsjahr neue Produkte unter seinem Produktlabel „Circular Intelligence“ (CQ) eingeführt. Mit dem CQ-Label sollen u. a. Produkte gekennzeichnet werden, die sich insbesondere durch einen Mindestanteil alternativer oder recycelter Rohstoffe auszeichnen. Die Mindestschwelle liegt bei 25 %, wobei einzelne Produkte die Attribution bis hin zur Klimaneutralität (Cradle to Gate*) erhalten. Die Bewertung „klimaneutral“ ist hierbei das Ergebnis einer Bewertung eines Teilabschnitts aus dem gesamten Produktlebenszyklus basierend auf der ISO-Norm 14040. Im Berichtszeitraum wurden verschiedene Produkte unter dem CQ-Label aus den Geschäftseinheiten heraus etabliert.

* Die Bewertung „klimaneutral“ ist das Ergebnis einer Bewertung eines Teilabschnitts aus dem gesamten Produktlebenszyklus. Betrachtet wurde der Abschnitt von der Ressourcengewinnung (Cradle) bis zum Werkstor (Gate). Die Bewertung basiert auf der ISO-Norm 14040 und wurde von der TÜV Rheinland AG, Köln, auf Plausibilität kritisch geprüft. Die Bewertung berücksichtigt die biogene Kohlenstoffbindung auf der Grundlage vorläufiger Daten aus der Lieferkette und dem Einsatz erneuerbarer Elektrizität im Rahmen des Produktionsprozesses. Die Zuordnung der Elektrizität erfolgte aufgrund sogenannter Guarantee-of-Origin-Zertifikate. Nicht angewendet wurden sogenannte Ausgleichszertifikate.

Kreislaufwirtschaftspartnerschaften und Stakeholder- und Wertschöpfungskettenengagement

Wir treiben die Kreislaufwirtschaft auch in globalen und regionalen Initiativen voran. Im Austausch mit Politik und Gesellschaft setzen wir uns dafür ein, dass das benötigte regulatorische Umfeld zur Etablierung einer Kreislaufwirtschaft offen für Innovationen gestaltet wird und neben etablierten Recyclingmethoden wie dem mechanischen Recycling auch chemische Recyclingverfahren als komplementäre Verfahren anerkannt werden. Darüber hinaus gilt es, weitere regulatorische Hürden für die Integration alternativer Rohstoffe abzubauen und die schrittweise Substitution fossiler Rohstoffe auszubauen.

Covestro war zusammen mit Unternehmen, die die gesamte Kunststoff-Wertschöpfungskette repräsentieren, Gründungsmitglied der Alliance to End Plastic Waste, einer globalen Nichtregierungs- und Non-Profit-Organisation. Diese Allianz hat sich zum Ziel gesetzt, den Eintrag von Kunststoffabfällen in die Umwelt zu verhindern und zu minimieren, indem sie Abfallmanagement- und Recyclingsysteme durch die Unterstützung etablierter, nachhaltiger und skalierbarer Projekte auf dem Weg zu einer globalen Kreislaufwirtschaft etabliert. Ende 2023 hat Covestro seine Mitgliedschaft in der Allianz beendet. Covestro unterstützte die Allianz finanziell, beteiligte sich seit dem Jahr 2019 aktiv an Projekten und Arbeitsgruppen und durch eigene internen Maßnahmen gegen Plastikmüll.

Im Berichtsjahr hat Covestro sein Engagement zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft in der Global Impact Coalition ausgeweitet. Die ursprünglich als Initiative für kohlenstoffarme Technologien (Low-Carbon Emitting Technologies Initiative, LCET) gestartete und vom Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) ins Leben gerufene Initiative hat sich als unabhängige, gemeinnützige Koalition mit globaler Wirkkraft (Global Impact Coalition, GIC) mit Sitz in der Schweiz weiterentwickelt.

Die GIC möchte den Wandel in der chemischen Industrie vorantreiben, indem konkrete Projekte und Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften gefördert werden, die den Übergang zu Netto-Null-Treibhausgasemissionen beschleunigen.

Durch die Umsetzung von Erkenntnissen in handlungsorientierte Strategien strebt die Koalition die Beschleunigung der Nachhaltigkeitstransformation an und mobilisiert dazu auch die Beteiligung von Interessengruppen und fördert branchenübergreifende Innovationen. In diesem Rahmen ist das Forschungs- und Entwicklungszentrum für die Verarbeitung von Plastikabfällen (R&D Hub for Plastic Waste Processing, R&D Hub) das erste Ableger-Projekt, das im Mai 2023 von Covestro und weiteren Chemieunternehmen gestartet wurde. Der R&D Hub wird sich in erster Linie auf die Entwicklung neuer Technologien für die Abfallverarbeitung konzentrieren, die einen geringeren CO2-Fußabdruck haben und ein höheres Maß an Recycling von Kunststoffabfällen ermöglichen, als dies derzeit möglich ist. Als privatwirtschaftliche Initiative soll der R&D Hub dazu beitragen, mechanische und chemische Recyclingverfahren weiterzuentwickeln.

Im Jahr 2024 wollen wir unser Stakeholder-Engagement weiter mit einem Fokus auf Initiativen, die auf Zirkularität von unseren Materialverwendungen in Produkten zugeschnitten sind, verstärken.

Kennzahlen

Wir erfassen unsere Abfallmengen unter Einbeziehung aller vollkonsolidierten Gesellschaften. Da unsere Umweltkennzahlen ausschließlich zum Jahresende ermittelt werden, wird der Konsolidierungskreis herangezogen, wie er sich zu diesem Zeitpunkt zusammensetzt. Dabei werden Daten aller umweltrelevanten Standorte von Covestro berücksichtigt, d. h. aller Produktionsstandorte und relevanter Verwaltungsstandorte. Diese Daten werden neben der in diesem Bericht enthaltenen Umweltberichterstattung zur Kommunikation mit verschiedenen Stakeholdern, z. B. Verbänden, Presse und Behörden, sowie zur stetigen Weiterentwicklung unserer Umweltperformance genutzt. Um die Veröffentlichungsfristen einzuhalten, schätzen die Standorte die Umweltdaten für die letzten Wochen des laufenden Geschäftsjahres. Dies geschieht auf Basis etablierter Hochrechnungsmethodiken, um eine möglichst präzise Datenberichterstattung nahe den tatsächlichen Jahreskennwerten sicherzustellen. Sollten uns im Laufe des Folgejahres jedoch unter Berücksichtigung intern definierter Grenzwerte wesentliche Abweichungen bekannt werden, wird der betroffene Wert rückwirkend angepasst. Dies war im Jahr 2023 für das Vorjahr 2022 nicht erforderlich.

In nahezu allen Ländern unterliegen Abfallmengen und -ströme zudem einer gesetzlich geforderten lückenlosen Nachweispflicht, die an den Standorten entsprechend befolgt wird. So existieren z. B. in Deutschland Abfallbegleitverfahren zwischen Abfallerzeuger und -entsorger, die eine durchgängige Rückverfolgbarkeit der Abfallwege ermöglichen. Wir streben weiterhin an, die Abfallmengen an unseren weltweiten Standorten vergleichbar zu halten; dies ist jedoch aufgrund der lokalen Gesetzgebung nicht immer möglich. Insbesondere die Bestimmung sowie die Entsorgung von gefährlichen Abfällen unterliegen den lokal geltenden Definitionen und Vorschriften. Basierend auf diesen Informationen erstellen und bewerten wir unsere jährliche Abfallberichterstattung. Im Jahr 2023 ist die gesamte erzeugte Abfallmenge stabil geblieben. Insgesamt wurden 198.000 t Abfall einem Verwertungsverfahren zugeführt. Dies entspricht einer Verwertungsquote der Gesamtabfallmenge von 78 %.

Erzeugter Abfall

 

 

 

 

 

 

 

2022

 

2023

 

 

in 1.000 t / a

 

in 1.000 t / a

Gesamtabfallerzeugung

 

254

 

252

Erzeugung nichtgefährlichen Abfalls

 

74

 

82

Erzeugung gefährlichen Abfalls1

 

180

 

170

davon gefährlicher Abfall aus der Produktion

 

174

 

163

1

Definition von gefährlichem Abfall entsprechend der jeweiligen lokalen Gesetzgebung

Abfall nach Entsorgungsart

 

 

 

 

 

 

 

2022

 

2023

 

 

in 1.000 t / a

 

in 1.000 t / a

Gesamtmenge des behandelten Abfalls1

 

256

 

255

Verwertung

 

189

 

198

recycelte Abfälle

 

57

 

78

thermisch verwertete Abfälle (mit Energierückgewinnung)

 

132

 

120

Entsorgung

 

55

 

43

verbrannte Abfälle (ohne Energierückgewinnung)

 

31

 

24

gefährlicher Abfall zur Deponie

 

5

 

6

nichtgefährlicher Abfall zur Deponie

 

19

 

13

Weitere2

 

12

 

14

1

Eine Differenz zwischen erzeugter und entsorgter Abfallmenge kann sich durch unterschiedliche Zeitpunkte von Entstehung und Entsorgung der Abfälle und dadurch bedingte interne Zwischenlagerung ergeben.

2

Entsorgungsverfahren kann nicht eindeutig den oben genannten Entsorgungs- / Verwertungsverfahren zugeordnet werden, bspw. chemisch-physikalische Abfallbehandlung.

Klimaneutralität
Ein Zustand, in dem menschliche Aktivitäten keine Nettowirkung auf das Klimasystem haben
Kreislaufwirtschaft
Ein regeneratives Wirtschaftssystem, in dem sowohl Ressourceneinsatz, Abfallproduktion, Emissionen als auch Energieeinsatz minimiert werden. Grundlage dafür sind langlebige und geschlossene Material- und Energiekreisläufe.
Netto-Null-Treibhausgasemissionen
Die Erreichung von Netto-Null-Treibhausgasemissionen ist definiert als ein Gleichgewicht zwischen der anthropogenen Erzeugung von Treibhausgasemissionen und dem anthropogenen Abbau von Treibhausgasemissionen.
Stakeholder
Interne und externe Anspruchsgruppen, die von den unternehmerischen Tätigkeiten direkt oder indirekt betroffen sind bzw. in Zukunft betroffen sein könnten
TDI / Toluylen-Diisocyanat
Eine chemische Verbindung aus der Gruppe der aromatischen Isocyanate, die hauptsächlich in Polyurethan-Schaumstoffen und -Lacksystemen verwendet wird

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