Geschäftsbericht 2023

Gesundheit und Sicherheit

Sicherheit ist für Covestro eine unverzichtbare Grundlage seiner Geschäftstätigkeit. Die stetige Weiterentwicklung eines sicheren Arbeitsumfelds ist wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensverantwortung sowie Fokusthema unserer menschenrechtlichen Sorgfalt. Covestro orientiert sich dabei an den einschlägigen Normen, nationalen Regelungen und Gesetzen. Diese Verordnungen sollen Verletzungen, Anlagenstörungen und Transportereignisse vermeiden sowie die Gesundheit unserer Mitarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz und bei arbeitsbezogenen Aktivitäten erhalten. Dies gilt ebenfalls für Kontraktoren, die im Zuge operativer Tätigkeiten für unser Unternehmen im Einsatz sind. Detaillierte Vorschriften und regelmäßige Kontrollen tragen dazu ebenso bei wie sichere Produktionsverfahren, Anlagen und Transporte.

Maßnahmen

Zum 15. Mal waren unsere Mitarbeitenden im Berichtsjahr aufgerufen, sich am CEO Safety & Health Award zu beteiligen und Vorschläge zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes und der Arbeitssicherheit einzureichen. Durchsetzen im internen Voting konnte sich ein Vorschlag, der sich mit der Verhinderung von Unfällen durch Visualisierungen vergangener Ereignisse beschäftigte. Die Darstellung in komprimierter Form und das Aufzeigen, wo und was passiert ist, können das Sicherheitsbewusstsein bei den Mitarbeitenden erhöhen.

Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit

Covestro setzt sich für das Wohlergehen und die Gesundheit seiner Mitarbeitenden ein und bietet eine Reihe von präventiven Bildungs-, Beratungs- und medizinischen Dienstleistungen an. In Deutschland setzen wir auf eine Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister, der die verschiedenen Präventionsangebote in einer App für unsere Mitarbeitenden bereitstellt.

Seit dem Jahr 2022 erfassen wir unsere Leistung im Gesundheitsbereich. Über eine Mitarbeitendenbefragung ist es möglich, die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden zu erfassen und uns proaktiv – durch Umsetzung zielgerichteter Maßnahmen – um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu kümmern.

Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagement

Unser integriertes Managementsystem für Gesundheit, Sicherheit, Umwelt, Energie und Qualität (Health, Safety, Environment, Energy and Quality, HSEQ) trägt wesentlich dazu bei, unsere Vision eines unfallfreien und gesundheitsgerechten Arbeitsplatzes wahr werden zu lassen. Im Berichtsjahr wurden unser externer Standard ISO 45001 und die internen Richtlinien durch interne und externe Auditoren überprüft. An den nach ISO 45001 zertifizierten Standorten sind ca. 13.000 Mitarbeitende beschäftigt.

Unser Sicherheitsmanagement berücksichtigt konzernweit gültige Anforderungskriterien und Vorgaben und gilt für alle Covestro-Gesellschaften weltweit. Zur Unterstützung unseres Ziels „Null Unfälle“ stehen die Sicherheit unserer Mitarbeitenden und ihre Gesundheit im Fokus unseres Sicherheits- und Gesundheitsschutzmanagementsystems, das wir im Einklang mit unserer Unternehmenskultur stetig weiterentwickeln. Beispielhaft sind einige Bausteine unseres Systems aufgeführt:

Gesundheit und Sicherheit

Gesundheit und Sicherheit (Grafik)

Konzernweit ist ein integriertes Informationsmanagementsystem (Integrated Information Management System, IIMS) implementiert, in dem potenzielle Gefährdungen, arbeitsbedingte Unfälle, Erkrankungen und Ereignisse erfasst und bearbeitet werden. Mithilfe des IIMS können Trends zeitnah identifiziert werden. Bei Bedarf können auf diese Weise entsprechende kurzfristige Korrektur- und langfristige Verbesserungsmaßnahmen implementiert werden. Die Auswertung der Hintergründe und Auswirkungen erfolgt durch interne Fachleute, ggf. unterstützt durch externe Expertise. Die Ergebnisse der nach solchen Ereignissen durchgeführten Ursachenanalysen werden inkl. getroffener Korrekturmaßnahmen konzernweit publiziert, damit das Sicherheitsbewusstsein unserer Mitarbeitenden geschärft wird und vergleichbare Gefahrenstellen sowie Situationen besser bewertet und proaktiv aufgelöst werden können. Unser konzernweiter „Safety & Health Day“ fand am 21. September 2023 statt und beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit dem Motto „Gefahr am Ort, sag’s sofort“.

Das Team-Ressource-Management-Training zur Weiterentwicklung des Sicherheitsbewusstseins und ‑verhaltens unserer Mitarbeitenden wurde im Jahr 2023 fortgesetzt.

Sicherheit beim Transport

Wir arbeiten stetig an der Optimierung der Sicherheit beim Transport unserer Produkte. Etwaige Ereignisse berichten wir gemäß internen Richtlinien für alle von Covestro geführten Standorte weltweit. Aufgenommen werden sie nach festgelegten Kriterien wie ausgetretener Ladung, Gefahrgutklasse, Personenschäden und Sperrungen von Transportwegen. Bei bestimmten Gefahrgütern werden entsprechend unserer Selbstverpflichtung ausgetretene Mengen bereits ab fünf Kilogramm erfasst und kategorisiert. In regelmäßigen Abständen finden konzernweite Veranstaltungen zum Thema „Transportsicherheit“ statt. Entsprechende Korrekturmaßnahmen werden aus den aufgetretenen Ereignissen abgeleitet sowie implementiert, und es findet ein Austausch über bewährte Vorgehensweisen statt.

Verfahrens- und Anlagensicherheit

Unser Ziel ist es, Verfahren und Anlagen so sicher zu gestalten und zu betreiben, dass keine unvertretbaren Risiken für die Beschäftigten, die Nachbarschaft und die Umwelt entstehen. Dazu werden in regelmäßigen Abständen ausführliche, systematische Sicherheitsbetrachtungen durchgeführt. Als Indikator für alle Covestro-Anlagen gilt die weltweit einheitliche Kennzahl zur Freisetzung chemischer Stoffe durch Versagen des primären Einschlusssystems (Loss of Primary Containment, LoPC). Sie ist in das konzernweite Sicherheitsberichtswesen integriert.

Vermeidung von Gefahren

Wartung und Inspektion sowie technische Änderungen erfordern häufig Arbeiten, die mit einem Gefahrenpotenzial verbunden sind. Solche Arbeiten werden sowohl einzeln als auch gebündelt in langfristig geplanten Anlagenstillständen durchgeführt. Dabei wird das Erlaubnisscheinverfahren angewendet. Neben einer genauen Arbeitsbeschreibung beinhaltet dieses eine Gefährdungsbeurteilung und die Festlegung der erforderlichen Sicherheits- und Schutzmaßnahmen. Alle an der Arbeit beteiligten Personen werden hierüber informiert und müssen die Kenntnisnahme dieser Informationen durch ihre Unterschrift bestätigen. Der verantwortliche Betrieb und die beteiligten Gewerke – sowie bei Bedarf zusätzliche Sicherungsposten – kontrollieren, dass Maßnahmen eingehalten und Arbeiten sicher durchgeführt werden.

Kennzahlen

Sicherheit und Unfallvermeidung

Wir bewerten Sicherheitsereignisse nach von uns festgelegten Kriterien auch hinsichtlich ihrer möglichen Auswirkungen, die unter anderen Voraussetzungen zu einem größeren Ereignis (High Potential Event, HPE) hätten führen können. Als HPE klassifizierte Ereignisse werden vergleichbar mit tatsächlich eingetretenen Ereignissen behandelt und erfordern eine detaillierte Ursachenanalyse und Kommunikation. Um Gefahrensituationen im Arbeitsalltag zu minimieren, ist es essenziell, das Sicherheitsbewusstsein der Beschäftigten weiter zu fördern. Langfristig wollen wir betriebliche Unfälle und Erkrankungen gänzlich vermeiden. Daher analysieren wir die Unfalldaten regelmäßig nach Standorten sowie nach Regionen und Unfallschwerpunkten. Die zu beobachtenden Schwankungen geben uns Hinweise auf strukturelle Unterschiede, die bei der Analyse und Festlegung von Maßnahmen mit den Standorten und Segmenten diskutiert und an lokale Erfordernisse angepasst werden.

Tätigkeiten, die zu Unfällen führten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bewegung (Stolpern / Stürzen / Fallen)

 

Mechanische Tätigkeiten

 

Chemikalien-kontakt

 

Verkehr und Transport

 

Erkran­kungen

 

Andere

 

Alle

 

 

2022

 

2023

 

2022

 

2023

 

2022

 

2023

 

2022

 

2023

 

2022

 

2023

 

2022

 

2023

 

2022

 

2023

Mitarbeitende

 

19

 

14

 

31

 

19

 

10

 

7

 

2

 

0

 

 

3

 

7

 

7

 

69

 

50

Kontraktoren

 

13

 

4

 

15

 

16

 

3

 

3

 

1

 

0

 

 

0

 

4

 

1

 

36

 

24

Alle

 

32

 

18

 

46

 

35

 

13

 

10

 

3

 

0

 

 

3

 

11

 

8

 

105

 

74

Ein Unfallschwerpunkt waren mechanische Tätigkeiten, insbesondere Handunfälle. Um diesem Trend entgegenzuwirken, haben wir – wie bereits im 3. Quartal 2022 – das Schwerpunktthema „Handsicherheit“ erneut in den Fokus gerückt. Um schwerwiegende Ereignisse zu vermeiden, setzen wir auf sogenannte „Life Saver“. Diese schreiben bei bestimmten Tätigkeiten detailliert die einzuhaltenden Schutzkonzepte vor. Im Rahmen einer unternehmensweiten HSE-Kampagne „Kennst du alle 10?“ wurden diese „Life Saver“ den Mitarbeitenden erneut vorgestellt.

Um ein besonderes Augenmerk auf die prozessbezogenen Unfälle zu richten, haben wir im Berichtsjahr begonnen, unsere Unfälle in die drei Kategorien „Arbeitsprozessbezogene Unfälle“, „Alltagsunfälle“ und „Erkrankungen“ einzuteilen.

Prozessbezogene Unfälle (absolute Zahlen)

Prozessbezogene Unfälle (absolute Zahlen) (Grafik)

Wir verarbeiten die Anzahl der aufzeichnungspflichtigen Arbeitsunfälle und Erkrankungen von Mitarbeitenden und Kontraktoren bei der Berechnung der Unfallrate (Recordable Incident Rate, RIR) und der Unfallrate in Verbindung mit Ausfalltagen (Lost Time Recordable Incident Rate, LTRIR) in Anlehnung an den Standard 1904 der US-amerikanischen Arbeitsschutzbehörde (Occupational Safety and Health Administration, OSHA). Für die Berechnung der RIR wird die Anzahl aller aufzeichnungspflichtigen Arbeitsunfälle und Erkrankungen bzw. für die der LTRIR die Anzahl der Ausfalltage ins Verhältnis zu den geleisteten Arbeitsstunden (normiert auf 200.000 Arbeitsstunden pro Jahr) gesetzt. Die geleisteten Arbeitsstunden unserer Mitarbeitenden ermitteln wir auf Basis der Mitarbeitendenzahlen des Konzerns und multiplizieren sie auf Länderebene mit den durchschnittlichen Arbeitsstunden in den Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Development, OECD) oder der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO). Sollten keine Daten der OECD oder der ILO zur Verfügung stehen, wenden wir die durchschnittlichen Arbeitsstunden auf Konzernebene an.

Die Ermittlung der geleisteten Arbeitsstunden der Mitarbeitenden unserer Kontraktoren erfolgt nach einer Systematik, die verschiedene Kategorien zur Arbeitsstundenerfassung beinhaltet. Diese Kategorien sind unterteilt nach elektronischer und manueller Zeiterfassung bzw. die Arbeitsstunden werden anhand von Lieferantenrechnungen erhoben. Auch kann eine Berechnung auf Basis valider Annahmen (Schätzverfahren) vorgenommen werden. Die Stunden für die Monate November und Dezember des Berichtsjahres wurden auf Basis einer validen Annahme geschätzt. An Standorten mit weniger als 50 Covestro-Mitarbeitenden werden keine Kontraktorenarbeitsstunden ermittelt, die somit auch nicht in die Berechnung der Unfallraten einfließen. Um mögliche Fehler bei der Erfassung von Kontraktorenarbeitsstunden zu vermeiden, nehmen wir Kontrollschritte und Maßnahmen sowohl auf globaler Ebene als auch auf Standortebene vor. Durch die verwendeten Methoden kann es zu einer Abweichung der berichteten Daten von den Ist-Daten von < 5 % kommen.

Im Jahr 2023 haben wir für unsere Mitarbeitenden 32,2 Mio. geleistete Arbeitsstunden (Total Hours Worked, THW) erfasst (Vorjahr: 33,1 Mio. THW), für die Kontraktoren wurden im gleichen Zeitraum 15,8 Mio. THW gemeldet (Vorjahr: 17,5 Mio. THW). Daraus ergeben sich folgende Daten nach OSHA:

Im Berichtsjahr sank die Anzahl der Arbeitsunfälle unserer Mitarbeitenden um 19 auf 50 (Vorjahr: 69), wodurch die RIR mit Blick auf unsere Mitarbeitenden um 0,11 Punkte abnahm. Die Anzahl der Unfälle von Kontraktoren-Mitarbeitenden sank ebenfalls um 12 auf 24 (Vorjahr: 36), wodurch die RIR der Mitarbeitenden unserer Kontraktoren um 0,11 Punkte abfiel.

Loss of Primary Containment

Covestro wendet den „Leitfaden zur Erfassung von Performance-Indikatoren für die Anlagensicherheit“ des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) an. Die Berichtskriterien sind damit an die aktualisierte und weltweit harmonisierte Definition des Weltchemieverbands (International Council of Chemical Associations, ICCA) angepasst. Als ein LoPC-Ereignis bezeichnen wir

  • den Austritt von Chemikalien, die gemäß dem Global Harmonisierten System (GHS) klassifiziert sind, oberhalb definierter Mengenschwellen innerhalb einer Stunde,
  • die nach OSHA-Kriterien meldepflichtige Verletzung eines Covestro- oder Kontraktoren-Mitarbeitenden durch Produktaustritt bzw. durch Energiefreisetzung,
  • die Freisetzung von Energie (z. B. Brand, Explosion), die zu einem Schaden mit direkten Kosten in Höhe von mehr als 2.500 € führt, sowie
  • die offiziell außerhalb des Werks ausgerufene Evakuierung.

Mittels der LoPC-Ereignisrate (LoPC Incident Rate, LoPC IR) ermitteln wir die Zahl der entsprechenden Ereignisse, bezogen auf die Anzahl von 200.000 THW pro Jahr von Covestro-Mitarbeitenden und beauftragten Kontraktoren. Die international harmonisierten Mengenschwellen haben wir für Covestro übernommen, um innerhalb der chemischen Industrie bzw. innerhalb des Benchmarks vergleichbar zu sein. Durch sehr niedrige Mengenschwellen werden auch kleinere Ereignisse als LoPC systematisch erfasst und untersucht. Die LoPC IR betrug im Berichtsjahr 0,74 (Vorjahr: 0,57).

Jedes LoPC-Ereignis sowie relevante Klein- bzw. Beinaheereignisse werden hinsichtlich ihrer Ursachen sorgfältig analysiert und Ergebnisse sowie getroffene Korrekturmaßnahmen konzernweit publiziert. Die Kriterien wurden so gewählt, dass auch solche Stoff- und Energiefreisetzungen systematisch erfasst werden, die keine Auswirkungen auf Mitarbeitende, die Nachbarschaft oder die Umwelt haben. Berücksichtigung fanden z. B. niedrigere Mengenschwellen oder auch Stofffreisetzungen ohne Gefahrenpotenzial. Damit wurde dem Anspruch der Integrität unserer Anlagen Rechnung getragen. Der globale Austausch sicherheitsrelevanter Erfahrungen soll dabei helfen, das bestehende hohe Niveau der Verfahrens- und Anlagensicherheit im Unternehmen zusätzlich sicherzustellen. Weltweit verbindliche Standardprozesse und deren einheitliche Implementierung tragen ebenfalls dazu bei.

HSEQ / Health, Safety, Environment, Energy and Quality
Gesundheit, Sicherheit, Umwelt, Energie und Qualität
LTRIR / Lost Time Recordable Incident Rate
Unfallrate der aufzeichnungspflichtigen Arbeitsunfälle mit Ausfalltagen
LoPC / Loss of Primary Containment
Austritt von Chemikalien oberhalb definierter Mengenschwellen aus ihrer ersten Umhüllung wie Rohrleitungen, Pumpen, Tanks und Fässern
RIR / Recordable Incident Rate
Anzahl der aufzeichnungspflichtigen Arbeitsunfälle und Erkrankungen bezogen auf 200.000 Arbeitsstunden
VCI / Verband der Chemischen Industrie
Branchenverband der chemischen Industrie in Deutschland

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