Geschäftsbericht 2022

Vorwort

3 Fragen an ...

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Nachricht von Markus Steilemann, CEO (Portrait)

Dr. Markus Steilemann
Vorstandsvorsitzender

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Ein herausforderndes Jahr liegt hinter uns. Wie ich die letzten zwölf Monate des Jahres 2022 bewerte, welche Highlights es für mich trotz aller Herausforderungen gab und welche Erwartungen ich für 2023 habe, erkläre ich in meinem Videostatement.

Nachricht von Sucheta Govil, CCO (Portrait)

Sucheta Govil
Vorständin für Vertrieb und Marketing

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Globale und regionale Herausforderungen haben das Jahr 2022 geprägt. Welche Auswirkungen das auf Covestro hatte, auf welche Partnerschaften des letzten Jahres ich besonders stolz bin und warum unsere Klimaziele auch für unsere Kunden wichtig sind, erfahren Sie in meinem Videostatement.

Nachricht von Klaus Schäfer, CTO (Portrait)

Dr. Klaus Schäfer
Technologievorstand

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Im letzten Jahr mussten wir mit drastischen Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie umgehen. Gleichzeitig aber haben wir weiter daran gearbeitet, unsere Produktionsprozesse energieffizienter und klimafreundlicher zu gestalten und unser nachhaltiges Produktportfolio auszubauen. Wie genau wir das gemacht haben, erfahren Sie in meinem Videostatement.

Nachricht von Thomas Toepfer, CFO (Portrait)

Dr. Thomas Toepfer
Finanzvorstand

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Die Geschäftsentwicklung im Jahr 2022 wurde deutlich von den aktuellen Herausforderungen beeinträchtigt. In meinem Videostatement erfahren Sie, wie ich das vergangene Geschäftsjahr insgesamt bewerte, welche Entwicklungen ich für das Jahr 2023 sehe und welche Projekte ich in diesem Jahr besonders spannend finde.

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Dr. Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender

3 Fragen an Markus Steilemann

Wie blicken Sie auf das Jahr 2022 zurück?
2022 war ein Jahr der Extreme: Krieg in Europa, stark gestiegene Rohstoff- und Energiekosten, zunehmende Inflation und anhaltende Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie in China. All diese Krisen haben auch ­Covestro stark beeinflusst. Und trotzdem haben wir das vergangene Jahr ge­meistert und zugleich strategisch wichtige Erfolge erzielt. So haben wir bewiesen, wie gut unsere 2021 eingeführte neue Organisations­struktur mit ihrem noch stärkeren Kundenfokus greift. Was sich ebenfalls gezeigt hat: Unsere Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft ist mehr denn je genau der richtige Weg. Und: Als großartiges und geschlossenes Team haben meine Kolleginnen und Kollegen weltweit im Jahr 2022 erneut Anpassungsfähigkeit und Flexibilität bewiesen – ganz im Sinne unserer „Wir sind 1“-Kultur. Darauf bin ich stolz.

Neben allen Herausforderungen im vergangenen Jahr – was waren Ihre Highlights?
Es gibt einige Highlights aus dem letzten Jahr für mich. Mit unseren starken Nachhaltigkeitsaktivitäten waren wir auch 2022 voll am Puls der Zeit. Etwa mit unserem ambitionierten Ziel zur Klimaneutralität: Netto-Null-Emissionen bei eigenen Produktionsprozessen und eingekaufter Energie bis 2035. Wir haben Nachhaltigkeit noch stärker in unseren Prozessen verankert und im vergangenen Jahr auch in unser Steuerungssystem integriert. Zudem haben wir das zweite Kapitel unserer Strategie fest im Blick: nachhaltiges Wachstum. Ein gutes Beispiel dafür ist die Integration des 2021 zugekauften RFM-Geschäfts, die besser und schneller läuft als geplant. Insgesamt sind wir unserer Vision, ­Covestro vollständig auf die Kreislaufwirtschaft auszurichten, wieder ein großes Stück näher gekommen. Das zeigt sich auch in den neuen klimaneutralen und kreislauffähigen Produkten, die wir 2022 auf den Markt gebracht haben. Auch dass wir mit unseren innovativen Lösungen im letzten Jahr erneut tausende Besucherinnen und Besucher auf der weltgrößten Kunststoffmesse „K 2022“ begeistern konnten, war ein tolles Highlight für mich. Dieser enge Austausch und die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden ist enorm wichtig und wir werden ihn weiter ausbauen.

Welche Erwartungen haben Sie für das Jahr 2023?
Ich gehe davon aus, dass das neue Jahr erst einmal weitergehen wird, wie 2022 endete. Die akuten Krisen und langfristigen Herausforderungen werden nach wie vor unsere volle Aufmerksamkeit erfordern. Wichtig ist besonders, die grüne Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft mit ganzer Kraft voranzutreiben. Höchste Priorität hat dabei der schnelle Übergang zu erneuerbaren Energiequellen. Ein Kraftakt, der nur im Schulterschluss von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik gelingen kann. Die Liste an Herausforderungen ist lang – die Liste unserer Lösungen dafür aber mindestens ebenso. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Flexibilität und Kreativität besitzen, mit fast jeder Situation umzugehen und uns anzupassen. Daher blicke ich auch optimistisch und mit Vorfreude in das Jahr 2023. Denn: Covestro ist auf dem richtigen Weg.

»Ich bin davon überzeugt, dass wir die Flexibilität und Kreativität besitzen, mit fast jeder Situation umzugehen und uns anzupassen.«

Dr. Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender
Markus Steilemann, CEO (Portrait)

Sucheta Govil, Vorständin für Vertrieb und Marketing

3 Fragen an Sucheta Govil

2022 war durch Krieg in Europa, weltweite Energie- und Gasknappheit und Pandemien gekennzeichnet, die zu Unterbrechungen in den globalen Lieferketten geführt haben. Welche Auswirkungen hatte das auf Covestro?
Wir waren im vergangenen Jahr Zeuge enormer globaler und regionaler Herausforderungen: einer tiefgreifenden humanitären Krise aufgrund des anhaltenden Kriegs in Europa und der andauernden Pandemie, insbesondere in Asien. Infolgedessen kommt es in vielen Ländern zu einer anhaltenden Energie- und Gasknappheit. Außerdem wurden lebenswichtige Produktlieferketten rund um den Globus unterbrochen, was sich auf viele Branchen und Gesellschaften auswirkte. Auch wir haben in den letzten Jahren deutlich gespürt, wie sensibel globale Lieferketten sind. Bei ­­Covestro verfolgen wir daher eine klare ­Strategie: Wir produzieren in den Regionen für die Regionen und in den Märkten für die Märkte. Das macht uns unabhängiger von Schwankungen und hat es uns ermöglicht, unsere Kunden auch im vergangenen Jahr zuverlässig zu beliefern. Zudem gehen wir neue Wege und kooperieren zum Beispiel beim Seetransport mit dem Lebensmitteleinzelhändler Lidl. Wir werden weiterhin der bestmögliche Partner für unsere Kunden sein.

Trotz eines herausfordernden Jahres beschleunigt ­Covestro den Weg zur Kreislaufwirtschaft. Gab es im vergangenen Jahr Partnerschaften, die den Prozess vorangetrieben haben und auf die Sie besonders stolz sind?
Ich persönlich habe das Gefühl, dass jede Herausforderung uns widerstandsfähiger und kreativer macht, auch bei unseren Kooperationen. Auf unserem Weg zur vollständigen Kreislaufwirtschaft gibt es viele Wegbegleiter, die die gemeinsame Vision Wirklichkeit werden lassen. Branchenübergreifende Zusammenarbeit und Partnerschaften sind von grundlegender Bedeutung, um die Kreislaufwirtschaft in allen Teilen der Wertschöpfungskette zu verankern. Im vergangenen Jahr haben wir zum Beispiel einen großen Durchbruch mit dem Biotechnologie-Pionier Genomatica erzielt. Zum ersten Mal konnten wir eine pflanzliche Variante des chemischen Vorprodukts HDMA in nennenswerten Mengen herstellen. Auch unsere Zusammenarbeit mit Sinomax für klimafreundlichere Schaumstoffe und mit CGN zur Herstellung besonders leistungsfähiger Windkraft­anlagen für mehr Ökostrom sind hier zu nennen. Ich bin überzeugt, dass wir die großen Herausforderungen unserer Zeit nur in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft sowie unseren Kunden bewältigen können.

Im vergangenen Jahr war die Einführung der ehrgeizigen Klimaziele ein wichtiges Ziel, insbesondere für die Kunden von ­Covestro. Können Sie das erläutern?
Wir wollen unseren Kunden helfen, ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren und zirkulär zu werden. Deshalb wollen wir bis 2035 operativ klimaneutral werden. Das können wir nur ­schaffen, wenn wir unser Produktportfolio entsprechend anpassen: Langfristig wollen wir jedes Produkt in einer klimaneutralen Version anbieten. Hier haben wir im vergangenen Jahr bereits einige Meilensteine erreicht, unter anderem haben wir das erste klimaneutrale MDI in unser Sortiment aufgenommen, ein zentrales Vorprodukt nehmen, um zum Beispiel effektive Dämmstoffe herzustellen. Mit unserem neuen „CQ“-Konzept, das wir 2022 eingeführt haben, heben wir Produkte hervor, die mindestens 25 Prozent alternative Rohstoffe enthalten. So wird es für unsere Kunden noch einfacher, nachhaltige Alternativen zu erkennen. Gemeinsam beschleunigen wir so den Weg zur Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft.

»Branchenübergreifende Zusammenarbeit und Partnerschaften sind von grundlegender Bedeutung, um die Kreislaufwirtschaft in allen Teilen der Wertschöpfungskette zu verankern.«

Sucheta Govil, Vorständin für Vertrieb und Marketing
Sucheta Govil, CCO (Portrait)

Dr. Klaus Schäfer, Technologievorstand

3 Fragen an Klaus Schäfer

Die Preise für Gas, Strom und Rohstoffe sind im Jahr 2022 drastisch gestiegen. Wie ist ­­Covestro damit umgegangen?
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Situation rund um die Verfügbarkeit und Preisentwicklung von Energie und Rohstoffen im Jahr 2022, insbesondere in Europa, stark beeinträchtigt. Um das Ausmaß zu verdeutlichen: Unsere globalen Energiekosten haben sich von 2020 bis 2022 mehr als verdreifacht. Covestro arbeitet kontinuierlich daran, Prozesse energieeffizienter zu gestalten. Vor dem Hintergrund der drastischen Preissteigerungen im letzten Jahr haben wir zudem mehrere kurzfristige Maßnahmen ergriffen. So haben wir zum Beispiel an einzelnen Standorten einen temporären Brennstoffwechsel von Gas auf Öl umgesetzt, Investitionen in Energieeffizienz-Projekte in unseren Anlagen vorgezogen und unsere Büroflächen über den Winter konsolidiert. Auch weiterhin werden wir konsequent alle Möglichkeiten nutzen, unseren Energiebedarf zu senken. Gleichzeitig behalten wir unser Ziel im Blick, bis 2035 operativ klimaneutral zu werden.

Wo setzt ­Covestro in seinen Produktionsprozessen an, um klimaneutral zu werden?
Unser Ziel, bis 2035 operativ klimaneutral werden zu wollen, ist ambitioniert. Um das zu erreichen, bedienen wir drei große Hebel. Zum einen gestalten wir unsere Produktionsprozesse energieeffizienter und klimafreundlicher. Das geschieht durch die Senkung von Lachgasemissionen oder die Nutzung digitaler Technologien, um Anlagen effizienter zu steuern und Prozesse zu simulieren. Zum anderen stellen wir unsere Standorte zu 100 Prozent auf Strom aus erneuerbaren Quellen um. So decken wir unter anderem seit Januar 2023 rund 30 Prozent ­unseres Strombedarfs an unserem Standort in Shanghai durch Grün- und Solarstrom. Der dritte Hebel betrifft Dampf, den wir für unsere Produktionsprozesse nutzen. Um diesen zu erzeugen, wollen wir auch hier er­neuerbare Energien nutzen. Hierfür untersuchen wir die Verwendung innovativer Technologien wie Hochleistungs-Wärme­pumpen, Biogas oder grünen Wasserstoff als Energiequelle. Diese vollumfängliche Umstellung ist nicht leicht, aber machbar. Und mit unseren Technologien und klarem Plan sind wir auf einem guten Weg.

Wie steht es um Investitionen bei ­Covestro?
Auf unserem Weg zur Kreislaufwirtschaft sind Investitionen in innovative Technologien und den Ausbau unseres nachhaltigen Produktportfolios fundamental. Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in 2022 mussten wir unsere Investitionsplanung anpassen. Diese Entscheidungen sind uns nicht leichtgefallen. Dennoch haben wir für den Zeitraum 2015 bis 2022 bereits rund 2,5 Mrd. Euro in Wachstum investiert und Projekte wie den Bau der neuen Chloranlage in Spanien oder einer Vulkollan®-Anlage in Thailand erfolgreich abgeschlossen. Zudem investieren wir 400 Mio. Euro jährlich in die Instandhaltung unserer Anlagen für einen sicheren, zuverlässigen und effizienten Betrieb. Auch an unseren geplanten Investitionen in Projekte zur Kreislaufwirtschaft halten wir fest. So ist im letzten Jahr in enger Kooperation mit der RWTH Aachen zum Beispiel ein neues Forschungslabor mit dem Schwerpunkt auf weißer Biotechnologie entstanden. Klar ist: Covestro wird auch zukünftig in nachhaltige Wachstumsmöglichkeiten, die Erweiterung unserer Produktionskapazitäten und unsere Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft investieren.

»Wir werden auch zukünftig in ­nachhaltige Wachstumsmöglich­keiten, die Erweiterung unserer Produktionskapazitäten und unsere Transformation zur Kreislaufwirtschaft investieren.«

Dr. Klaus Schäfer, Technologievorstand
Klaus Schäfer, CTO (Portrait)

Dr. Thomas Toepfer, Finanzvorstand

3 Fragen an Thomas Toepfer

Wie bewerten Sie das vergangene Geschäftsjahr 2022?
Das Jahr 2022 war insgesamt herausfordernd. Nach einem starken Jahr 2021 waren die vergangenen zwölf Monate deutlich von den massiv gestiegenen Energie- und Rohstoff­preisen, vor allem in Europa, geprägt. Hinzu kamen die hohe Inflation und eine sich abschwächende Weltwirtschaft. Das alles hat unsere Geschäftsentwicklung im letzten Jahr negativ beeinflusst. Unser Umsatz lag bei rund 18 Mrd. Euro, das EBITDA erreichte rund 1,6 Mrd. Euro. Das rezessive Umfeld und außerplanmäßige Abschreibungen haben unser Konzernergebnis zusätzlich belastet. Wir haben also kein einfaches Jahr hinter uns. Trotz aller derzeitigen Herausforderungen generieren wir liquide Mittel, was unser positiver Free Operating Cash Flow für das Geschäftsjahr 2022 belegt. Mein Dank dafür gilt unseren Mitarbeitenden weltweit, von der Produktion über die Labore bis hin zur Verwaltung, die im vergangenen Jahr erneut außerordentliches Engagement gezeigt haben.

Wie blicken Sie auf das Jahr 2023?
2023 wird zunächst herausfordernd bleiben. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt volatil und auch geopolitische Risiken sind weiterhin vorhanden. Nichtsdestotrotz bin ich zuversichtlich: ­Covestro hat bereits mehrfach unter Beweis gestellt, mit zyklischen Schwankungen umgehen zu können. Wir haben eine solide Bilanz, die uns auch für eine potenziell längere Konjunkturschwäche wappnet, und wir sind in all unseren Regionen wettbewerbsfähig. Wir werden weiterhin kostensensitiv handeln und konsequent Effizienzen heben. Zudem sind wir mit unseren Produkten langfristig gut aufgestellt. Diese bedienen den immer größer werdenden Bedarf nach mehr Nachhaltigkeit, zum Beispiel in zentralen Bereichen wie Bau, Energie oder Mobilität. Daher blicke ich realistisch, aber auch mit Vorfreude in das Jahr und freue mich auf die weiteren Schritte, die wir in Einklang mit unserer Vision der Kreislaufwirtschaft gehen werden.

Gibt es Projekte, die für Sie in diesem Jahr besonders spannend werden?
Es gibt viele spannende Projekte bei Covestro, die ich bereits im vergangenen Jahr begleiten durfte. Einiges wird sich in 2023 fortsetzen: Dazu gehören unser Fokus auf nachhaltiges Wachstum und Finanzierungen mit Blick auf Environmental, Social, Governance (ESG)-Kriterien. Der Bedarf und das Interesse an diesen Bereichen steigen kontinuierlich. Daher verzahnen wir unsere Nachhaltigkeits- und Finanzierungsstrategie zunehmend. So haben die Kolleginnen und Kollegen aus dem Finanz- und Nachhaltigkeitsbereich beispielsweise im ersten Halbjahr 2022 gemeinsam ein Green Financing Framework veröffentlicht. Bereits im ­November 2022 haben wir dann in diesem Rahmen erfolgreich unsere erste grüne Anleihe emittiert. Zudem werden künftig auch nichtfinanzielle Kennzahlen weiter an Bedeutung gewinnen und die fortschreitende Digitalisierung interne wie externe Prozesse zunehmend automatisieren und verein­fachen. All das sind spannende Entwicklungen, auf deren weitere Umsetzung bei Covestro ich mich auch in diesem Jahr ganz besonders freue.

»Nichtsdestotrotz bin ich zuversichtlich: ­Covestro hat bereits mehrfach unter Beweis gestellt, mit zyklischen Schwankungen umgehen zu können.«

Dr. Thomas Toepfer, Finanzvorstand
Thomas Toepfer, CFO (Portrait)