Geschäftsbericht 2022

Luftaufnahme einer Fabrik mit grünem Overlay (Grafik)

Inclusive Business

Inclusive Business

Unsere Aktivitäten im Bereich „Inclusive Business“ stellen eine weitere Säule unseres Nachhaltigkeits­managements dar. Mit diesem Geschäftsansatz gehen wir gezielt auf die Bedürfnisse in sogenannten unterversorgten Märkten ein. Durch unseren kollaborativen Ansatz bieten wir skalierbare Lösungen an, um möglichst viele Menschen in diesen Märkten zu erreichen. Dabei entwickeln wir – gemeinsam mit unseren Kunden sowie Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen – bezahlbare Lösungen auf Basis unserer Technologien und Produkte, die unterversorgten Bevölkerungsgruppen und Regionen zugutekommen und die Lebens­verhältnisse verbessern sollen. Unsere Mitarbeitenden fokussieren sich dabei auf die drei Regionen Indischer Subkontinent, Südostasien sowie Ost- und Südafrika.

Schwerpunkt ist dabei die Umsetzung neuer, innovativer Lösungen in den Bereichen „Lebensmittelsicherung“, „Trinkwasser-Management“ und „Biofeststoff-Management“. Im Bereich der „Lebensmittelsicherung“ ist eines unserer aktiven Handlungsfelder die Bekämpfung der sogenannten Nachernteverluste. Nachernteverluste sind alle Verluste, die nach der Ernte – bspw. durch falsche Lagerung – entstehen. Diese stellen vor allem für kleinbäuerliche Betriebe eine wirtschaftliche Herausforderung dar. Im Zuge von „Inclusive Business“ werden zusammen mit Industriepartnern Solartrockner und Kühlhäuser entwickelt, die durch die Reduktion von Nachernteverlusten einen beachtlichen Beitrag zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der bäuerlichen Betriebe leisten. Zugleich helfen die innovativen Lösungen, neue Absatzmärkte – wie z. B. in Äthiopien oder Tansania – für unser Unternehmen zu erschließen. Unter „Trinkwasser-Management“ verstehen wir den Einsatz von solarbetriebenen Wasser­kläranlagen, die in der Lage sind, jede Wasserquelle in Trinkwasser umzuwandeln. Der Bereich „Biofeststoff-Management“ ist ebenfalls ein zentrales Handlungsfeld. Unter Biofeststoffen verstehen wir in Trocknungsanlagen verarbeitete menschliche Fäkalien, die als organisches Düngemittel für die Landwirtschaft weiterverwendet werden können. Dabei kommt auch die bei der Lebensmittelsicherung genutzte Solartrockner-Technologie zum Einsatz.

UNSER ZIEL IM BEREICH „INCLUSIVE BUSINESS“

Icon eines Händedrucks (Grafik)

STAND 2022

5,6 Mio.

Menschen

2021: 3,2 Mio. Menschen

2020: 1,1 Mio. Menschen

Zehn Millionen Menschen in unterversorgten Märkten sollen bis zum Jahr 2025 von unseren Lösungen profitieren. Ihre Lebensverhältnisse sollen schwerpunktmäßig durch bezahlbaren Wohnraum, sanitäre Einrichtungen sowie Ernährungssicherheit verbessert werden.

Zehn Millionen Menschen in unterversorgten Märkten sollen bis zum Jahr 2025 von unseren Lösungen profitieren. Ihre Lebensverhältnisse sollen schwerpunktmäßig durch bezahlbaren Wohnraum, sanitäre Einrichtungen sowie Ernährungssicherheit verbessert werden.  

Covestro verfolgt das Ziel, das Leben von zehn Millionen Menschen in unterversorgten Märkten bis zum Jahr 2025 zu verbessern. Bei der Berechnung der Anzahl an erreichten Personen betrachten wir diejenigen, die im Rahmen ihrer Arbeitstätigkeit oder in ihrem täglichen Leben potenziell von unseren Maßnahmen profitieren. Diese sind bspw. in kleinbäuerlichen Betrieben tätige Personen und deren Familien, Schulkinder oder weitere Menschen, für die die Durchführung unserer Projekte bzw. die Installation der Lösungen vorteilhaft ist.

Erhoben werden die Daten mithilfe der mitwirkenden Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen. Die im Rahmen eines definierten Prozesses gesammelten Daten werden auf lokaler und globaler Ebene geprüft und die Prozesse stets weiterentwickelt. Im Zuge dieser Weiterentwicklung wurde im Jahr 2021 die Berechnungs­methodik für die Erfassung der erreichten Personen optimiert. Anstelle der einmaligen Berechnung der Anzahl an erreichten Personen unmittelbar nach Implementierung unserer „Inclusive Business“-Lösungen wird seit dem Jahr 2021 eine kumulative Berechnung aller seit der Installation über die Jahre hinweg erreichten Personen eingesetzt. Der Vorstand von Covestro wird jährlich über die globalen Aktivitäten informiert.

Bis zum Ende des Berichtsjahres konnten durch „Inclusive Business“-Lösungen 5,6 Mio. Menschen (Vorjahr: 3,2 Mio. Menschen) erreicht werden. Treiber hierfür war u. a. die im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Anzahl der Neuinstallationen von Trocknungsanlagen im Bereich Biofeststoff-Management.

Auch im Jahr 2022 lag der Fokus auf der gemeinsamen Entwicklung neuer bezahlbarer Lösungen mit Partnern, die im Vorfeld eine Due-Diligence-Überprüfung bestanden hatten. Die Finanzierung dieser Lösungen wurde von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen übernommen. Durch die Arbeit in Konsortien, die bei neuen Partnern immer unseren standardmäßigen Due-Diligence-Prozess voraussetzt, wird ebenfalls sichergestellt, dass die relevanten Bevölkerungsschichten von den gemeinsam entwickelten Endprodukten profitieren.

Indischer Subkontinent

In der Region Indischer Subkontinent lag der Schwerpunkt unserer „Inclusive Business“-Aktivitäten im Berichtsjahr auf dem Biofeststoff-Management. Im Einklang mit der Initiative „Clean India Mission“ der indischen Regierung haben wir elf Solartrockner zur Aufbereitung von menschlichen Fäkalien in den indischen Bundesstaaten Andhra Pradesh, Tamil Nadu und Karnataka installiert. Durch eine gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation Consortium for DEWATS Dissemination (CDD) Society, Bangalore (Indien), durchgeführte Studie zur Trocknungskinetik von Fäkalien und eine zusammen mit der Tamil Nadu Agricultural University durchgeführte Studie zur Verarbeitung von Biofeststoffen und zu deren anschließender Nutzung als organisches Düngemittel konnte die ganzheitliche Erschließung des Lebensmittelkreislaufs – von der Herstellung bis zur Wiederverwertung von menschlichen Biofeststoffen – ermöglicht werden. Dies ist gleichzeitig ein wichtiger Schritt bei der Bekämpfung der stark ansteigenden Verschmutzung von Gewässern durch menschliche Fäkalien. In einer gemeinsam mit dem Administrative Staff College of India (ASCI) geplanten Studie sollen notwendige Daten aus der Biofeststoff-Aufbereitung erfasst werden. Diese Daten sollen bei der Aufstellung gesetzlicher Regelwerke zur Aufbereitung von Biofeststoffen unterstützen. Zusätzlich wurde Covestro vom ASCI mit dem „WASH Stewardship Award“ für seine Arbeit auf dem Gebiet der sicheren Aufbereitung von menschlichen Fäkalien ausgezeichnet.

Unsere Aktivitäten im Bereich der Lebensmittelsicherung haben wir mit erhöhter Intensität fortgeführt. Dabei wurde u. a. eine neue digitale Plattform gegründet. Nach der geplanten Einweihung der Plattform im 2. Quartal 2023 stehen auf dieser Informationen zu Innovationen, potenziellen Partnerschaften, möglichen Finanzierungen sowie landwirtschaftlichen Produkten zur Verfügung. Die Plattform soll es allen Akteuren innerhalb der Nachernte-Wertschöpfungskette ermöglichen, die indischen bäuerlichen Betriebe bei der Optimierung der Lebensmittelsicherung zu unterstützen.

Im Rahmen unserer Partnerschaft mit der CEPT University in Gujarat (Indien) konnte Covestro einen Solar­trockner in Satara, Maharashtra (Indien), zur Aufbereitung von Biofeststoffen installieren. Eine weitere Partnerschaft mit der Regierung des Bundesstaats Telangana führte zu weiteren Installationen von Trocknungsanlagen in den Städten Nizamabad und Nirmal.

Südostasien

In Südostasien wurden die „Inclusive Business“-Aktivitäten im Berichtsjahr wie folgt fortgesetzt: Konkret konnte in Vietnam die in den Vorjahren umgesetzte Initiative des „GREAT“-Programms des australischen Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und Handel (Australian Department of Foreign Affairs and Trade) fortgeführt werden. Mithilfe der vietnamesischen Regierung wurden im Berichtsjahr fünf weitere Solartrockner in der Provinz Son La installiert. Von dem Programm profitierten bis zum Ende des Jahres 2022 mehr als 2.500 Menschen, vorrangig Frauen thailändischer Minderheiten aus dem Nordwesten Vietnams.

Covestro setzt sich in der Region für die Förderung von Projekten zur Lebensmittelsicherung ein, wobei wir u. a. unsere Partner dabei unterstützen, die Finanzierung zu sichern. Die im Vorjahr gewährten Projektfinanzierungen durch den „Agri Innovation Fund“ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Bonn, für unsere Projektpartner in Kambodscha und Vietnam konnten erfolgreich zur Installation von Solar­trocknern eingesetzt werden. Durch den Einsatz von Solartrocknern im Kaffeeanbau in der vietnamesischen Provinz Son La konnte die Trocknungszeit von Kaffeebohnen reduziert und zugleich die Effizienz der Trocknung gesteigert werden.

Ost- und Südafrika

Wie im Vorjahr lag der Hauptfokus in der Region Afrika auch im Jahr 2022 im Bereich der Lebensmittelsicherung. Die Zusammenarbeit mit der Tshwane University of Technology in Pretoria (Südafrika) konnte im Berichtsjahr fortgesetzt werden. Unter Einsatz von Solartrocknern arbeiten die Studierenden der Universität weiterhin an verschiedenen Forschungsprojekten mit Fokus auf alternative Methoden der Trocknung traditioneller afrikanischer Früchte. Des Weiteren wurden auch die Zusammenarbeit mit Community Forests International und der Einsatz der von der Europäischen Union finanzierten Solartrocknungsanlage in Mtambwe Daya (Tansania) fortgesetzt. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme des gelieferten Trockners wurden im Berichtsjahr zwei weitere Trockner ausgeliefert, durch deren Einsatz weitere lokal ansässige gewürzanbauende Betriebe und die zugehörigen Familien­mitglieder unterstützt werden sollen. Die geplante Installation soll im 1. Quartal 2023 abgeschlossen werden. Die im Konzernlagebericht 2021 angekündigte Unterzeichnung des Vertrags mit der GIZ im Rahmen des „develoPPP“-Programms des BMZ wurde im Berichtsjahr 2022 vollzogen und die vertraglich vereinbarte operative Umsetzung begonnen. Innerhalb dieses Programms werden – nach dem erfolgreichen Einsatz erster Trocknungsanlagen in verschiedenen Regionen Äthiopiens – handwerkliche Betriebe durch Technologietransfer dabei unterstützt, eigenständig Trocknungsanlagen zu produzieren. Die ersten sechs Trockner konnten bereits nach Äthiopien importiert werden. Der Einsatz importierter Anlagen nach der geplanten Installation bzw. Inbetriebnahme im 1. Quartal 2023 dient dabei nicht nur der Demonstration, sondern soll auch kaffeeanbauende Betriebe dabei unterstützen, ihre Ernte durch eine Steigerung der Qualität der Kaffeebohnen nachweisbar zu verbessern. Entsprechende Schulungen der lokalen Bevölkerung sowohl bei der Produktion als auch bei der Nutzung der Anlagen sind ein Bestandteil des Projekts.

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