Geschäftsentwicklung im Überblick
Wesentliche Ereignisse
Coronavirus-Pandemie
Die Geschäftsentwicklung im Gesamtjahr 2020 wurde deutlich durch die Coronavirus-Pandemie beeinflusst. Nachdem die Nachfrage in unseren Hauptabnehmerindustrien im 2. Quartal 2020 ihren Tiefststand erreichte, war das 2. Halbjahr 2020 durch eine deutliche Nachfrageerholung gekennzeichnet. Covestro hat frühzeitig umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gesundheit aller Mitarbeiter zu schützen, die Lieferfähigkeit zu gewährleisten und seine starke Liquiditätsposition zu sichern. So sind bspw. an unseren Standorten weitreichende Gesundheitsschutz-, Sicherheits- und Hygienemaßnahmen in Kraft. Abhängig von der jeweiligen lokalen Situation üben Teile der Belegschaft, insbesondere im Verwaltungsbereich, ihre Tätigkeit von zu Hause aus. Die Produktion an unseren Standorten blieb durch die Pandemie weitgehend unbeeinflusst.
In Erwartung wirtschaftlicher Herausforderungen wurden im Rahmen der Planung für das Geschäftsjahr 2020 durch den Vorstand Maßnahmen zur Kostenkontrolle initiiert. Infolge der Coronavirus-Pandemie erhöhte der Vorstand das Ziel für diese Kosteneinsparungen nochmals. Insgesamt konnten somit im Geschäftsjahr 2020 kurzfristige Einsparungen in Höhe von 360 Mio. € im Vergleich zur ursprünglichen Planung vor Beschluss der Maßnahmen erzielt werden. Dies erfolgte zusätzlich zu dem bereits im Jahr 2018 gestarteten Effizienzprogramm „Perspective“, welches mit Kosteneinsparungen in Höhe von 130 Mio. € im Geschäftsjahr 2020 zum Jahresende erfolgreich abgeschlossen wurde. Darüber hinaus wurden die Investitionen gegenüber der ursprünglichen Planung gesenkt, sodass für das Geschäftsjahr 2020 Gesamtinvestitionen in Höhe von 704 Mio. € getätigt wurden (Plan: 900 Mio. €).
Vorstand, Aufsichtsrat und Beschäftigte von Covestro leisteten gemeinsam einen solidarischen Beitrag, um diese Ziele zu erreichen und das Unternehmen im aktuellen Umfeld noch robuster aufzustellen. Für alle deutschen Gesellschaften einigten sich Vorstand und Arbeitnehmervertretungen auf ein Modell zur sechsmonatigen Arbeitszeitreduzierung bei gleichzeitiger Anpassung des Entgelts für alle Beschäftigten. Die Entgeltreduzierung stieg über die Gehaltsstufen hinweg prozentual an. Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens beteiligen sich mit einem Vergütungsverzicht von 15 %. Alle Konzerngesellschaften von Covestro außerhalb Deutschlands setzten vergleichbare landesspezifische Maßnahmen zur Kostenreduktion um. Da sich die wirtschaftliche Lage im Verlauf des 2. Halbjahres 2020 jedoch besser entwickelte als zunächst erwartet, wurde weltweit den Teilnehmern am Solidarpakt eine kompensierende Brutto-Einmalzahlung am Jahresende ausgezahlt.
Covestro beobachtet kontinuierlich die weltweite Entwicklung der Coronavirus-Pandemie, um ggf. schnell reagieren zu können. Eine erforderliche Anpassung oder Ausweitung bestehender Maßnahmen erfolgt im Einklang mit den Empfehlungen und Handlungsanweisungen der jeweiligen Regierungen und Expertengremien.
Weitere Ereignisse
Am 2. Januar 2020 hat Covestro den Verkauf seines europäischen Polycarbonatplatten-Geschäfts an die Serafin Unternehmensgruppe erfolgreich abgeschlossen. Inbegriffen waren zentrale Management- und Vertriebsfunktionen in Europa sowie Produktionsstandorte in Belgien und Italien. Serafin hat zugesichert, den Betrieb an allen Standorten fortzuführen. Covestro wird auf absehbare Zeit weiterhin als wichtiger Rohstoffzulieferer fungieren.
Zur Sicherung der Liquidität des Unternehmens hat Covestro verschiedene Maßnahmen ergriffen. Mit Wirkung zum 17. März 2020 wurde eine syndizierte revolvierende Kreditfazilität in Höhe von 2,5 Mrd. € mit einer Laufzeit von fünf Jahren abgeschlossen. Am 5. Juni 2020 hat Covestro des Weiteren Euro-Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 1,0 Mrd. € an den Fremdkapitalmärkten erfolgreich platziert.
Darüber hinaus wurde auf der am 30. Juli 2020 erstmals virtuell durchgeführten ordentlichen Hauptversammlung von Covestro eine Dividende in Höhe von 1,20 € auf jede dividendenberechtigte Aktie für das Geschäftsjahr 2019 beschlossen. Der Vorstand von Covestro hatte der ursprünglich für den 17. April 2020 in Bonn geplanten Hauptversammlung noch eine Dividende in Höhe von 2,40 € pro dividendenberechtigter Aktie vorgeschlagen.
Nach Beschluss des Aufsichtsrats der Covestro AG wurde im Juli 2020 der Vertrag von Vorstandsmitglied Dr. Thomas Toepfer vorzeitig ab dem 1. April 2021 um fünf Jahre bis zum 31. März 2026 verlängert. Dr. Toepfer ist seit dem 1. April 2018 Finanzvorstand des Unternehmens und hat zudem die Rolle des Arbeitsdirektors inne.
Am 30. September 2020 hat Covestro eine Vereinbarung zur Übernahme des Geschäftsbereichs Resins & Functional Materials (RFM) von Koninklijke DSM N.V., Heerlen (Niederlande), für einen vorläufigen Kaufpreis in Höhe von 1,6 Mrd. € unterzeichnet. Ziel ist der Ausbau der nachhaltigen und innovativen Geschäftsbereiche von Covestro, um die langfristige Unternehmensstrategie zu unterstützen. Die Integration von RFM in das Segment Coatings, Adhesives, Specialties erweitert signifikant das Portfolio auf dem Wachstumsmarkt für nachhaltige Beschichtungsharze. Im Zuge der angekündigten Übernahme hat Covestro am 13. Oktober 2020 eine Kapitalerhöhung in Höhe von 10.200.000 auf den Inhaber lautende Stückaktien erfolgreich vorgenommen und dabei einen Teil des Genehmigten Kapitals 2020 verwendet. Die Bruttoemissionserlöse beliefen sich vor Provisionen und Kosten auf 447 Mio. € und sollen zur Finanzierung des Kaufpreises genutzt werden.
Gesamtaussage zur Geschäftsentwicklung und zur Zielerreichung
Geschäftsentwicklung
Der Covestro-Konzern blickt u. a. aufgrund der Coronavirus-Pandemie auf ein herausforderndes Geschäftsjahr zurück. Im Vergleich zum Vorjahr blieb das Mengenwachstum im Kerngeschäft deutlich hinter den Ergebnissen des Geschäftsjahres 2019 zurück. Diese Entwicklung ist vor allem auf die pandemiebedingt niedrigere Nachfrage im 1. Halbjahr 2020 zurückzuführen, während im 2. Halbjahr die Absatzmengen im Kerngeschäft wieder über dem Vorjahr lagen. Das EBITDA war mit 1.472 Mio. € rückläufig (Vorjahr: 1.604 Mio. €), wobei Kosteneinsparungsmaßnahmen einem stärkeren Rückgang erheblich entgegenwirkten. Im Zuge der Coronavirus-Pandemie haben wir die Ausgaben für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte auf 704 Mio. € (Vorjahr: 910 Mio. €) reduziert. Trotz gesunkenem EBITDA erhöhte sich der Free Operating Cash Flow damit auf 530 Mio. € (Vorjahr: 473 Mio. €).
Zielerreichung
Im Geschäftsbericht 2019 veröffentlichte der Covestro-Konzern eine Prognose für die Entwicklung der steuerungsrelevanten Kennzahlen im Geschäftsjahr 2020. Infolge der durch die Coronavirus-Pandemie stark beeinflussten Geschäftsentwicklung des 1. Quartals 2020 hat der Vorstand die Prognose aller steuerungsrelevanten Kennzahlen für das Gesamtjahr 2020 am 15. April 2020 gesenkt. Nachdem sich im 2. Halbjahr 2020 bereits eine deutliche Erholung der Geschäftslage zeigte, wurde vom Vorstand am 9. Oktober 2020 eine erneute Anpassung der Prognose für das Gesamtjahr beschlossen. Die Erholung setzte sich dynamisch fort, sodass die Prognose für das Gesamtjahr 2020 am 8. Dezember 2020 nochmals angepasst wurde. Nach einem ursprünglich erwarteten Mengenwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich ging der Covestro-Konzern zuletzt von einem Mengenrückgang zwischen –5 % und –6 % aus. Ebenfalls wurde die erwartete Entwicklung der Kennzahlen FOCF und ROCE angepasst. So erwartete der Covestro-Konzern nach anfänglich 0 Mio. € bis 400 Mio. € im Dezember 2020 für das Gesamtjahr einen FOCF zwischen 400 Mio. € und 550 Mio. €. Die ursprüngliche Prognose für den ROCE von 2 % bis 7 % wurde im Oktober 2020 auf einen mittleren einstelligen Prozentbereich angehoben.
Trotz des massiven Geschäftseinbruchs im 1. Halbjahr 2020 war es uns möglich, die Prognose aus dem Geschäftsjahr 2019 in Bezug auf Profitabilität und Liquidität zu erreichen bzw. zu übertreffen. Beim Mengenwachstum im Kerngeschäft lagen wir mit –5,6 % unter unserer ursprünglichen Prognose. Der Free Operating Cash Flow für das Geschäftsjahr 2020 lag mit 530 Mio. € über der ursprünglich kommunizierten Bandbreite, während der ROCE in Höhe von 7,0 % am oberen Ende der ursprünglich kommunizierten Bandbreite lag. Im Hinblick auf die letztmalig angepasste Prognose vom Dezember 2020 haben sich alle steuerungsrelevanten Kennzahlen erwartungsgemäß entwickelt.
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2019 |
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Prognose 20201 |
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Angepasste Prognose 20202 |
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Zielerreichung 2020 |
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Mengenwachstum im Kerngeschäft |
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2,0 % |
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Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich |
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Rückgang zwischen –5 und –6 % |
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–5,6 % |
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Free Operating Cash Flow |
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473 Mio. € |
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Zwischen 0 Mio. € und 400 Mio. € |
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Zwischen 400 Mio. € und 550 Mio. € |
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530 Mio. € |
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ROCE |
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8,4 % |
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Zwischen 2 % und 7 % |
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Mittlerer einstelliger Prozentbereich |
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7,0 % |
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