Kreislaufwirtschaft

Mit einer (Circular Economy) möchte Covestro zukünftig vor allem effiziente Lösungen anbieten, damit Produkte und Materialien am Ende ihres Lebenszyklus – als Ganzes, in Gestalt von Polymeren oder in molekularer und anderer chemischer Form – wieder in den Wertschöpfungskreislauf zurückgeführt werden. Daneben stellen die Nutzung weiterer erneuerbarer Kohlenstoffquellen und der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien in der Produktion für Covestro komplementäre Maßnahmen für die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft im Unternehmen dar. Im Berichtsjahr hat Covestro weitere Schritte im Rahmen des globalen Strategieprogramms „Circular Economy“ unternommen, um Zirkularität im gesamten Unternehmen zu etablieren und die „vollständige Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft“ gemäß der Unternehmensvision weiter voranzutreiben. Zur Erreichung dieses Ziels wurden im Strategieprogramm Fokusbereiche identifiziert, angefangen bei der Produktgestaltung über den Einkauf und die Erzeugung und Nutzung von Energie und Rohstoffen bis hin zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und innovativer Produktionsmethoden. Alle Aktivitäten zielen dabei darauf ab, Material- und Kohlenstoffkreisläufe zu schließen und damit im Unternehmen selbst sowie in den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen Klimaneutralität zu erreichen und den Ressourcenverbrauch zu senken.

Unser Ziel zur Steigerung der Kohlenstoffproduktivität

Unser Ziel zur Steigerung der Kohlenstoffproduktivität (Grafik)

Mit einem geringeren Einsatz von fossilem Kohlenstoff soll mehr Wert geschaffen und damit die Kohlenstoff­produktivität () gesteigert werden.

Stand

Wir sehen in unseren Aktivitäten rund um die Kreislaufwirtschaft einen entscheidenden Hebel. Daher haben wir verschiedene Indikatoren und Messansätze von Zirkularität im Unternehmen untersucht sowie bewertet und planen darauf aufbauend ein System für Covestro zu entwickeln.

Steuerung und Implementierung

Sowohl die interne als auch die Förderung der externen Transformation zur Kreislaufwirtschaft wird durch das globale Strategieprogramm „Circular Economy“ sichergestellt. Im Zuge der Bekanntgabe der neuen Unternehmensvision wurde das Programm um einen Lenkungsausschuss ergänzt. In diesem sind die Leitungen der Unternehmensfunktionen Strategie und Portfolioentwicklung, Einkauf, Nachhaltigkeit, Zentrales Marketing, Polyurethanes, Polycarbonates und Coatings, Adhesives, Specialties sowie das Management aus den Unternehmensfunktionen Finanzen, Produktion und Technologie vertreten. Der Lenkungsausschuss soll durch Entscheidungen und Richtungsweisungen für das Programm die Umsetzung und Entwicklung hin zur in allen Unternehmensfunktionen sicherstellen. In global arbeitenden Teams, die u. a. die Bereiche „Technologien für alternative Rohstoffe“, „Rohstoffmärkte“, „Einkauf“, „Kundensegmente“, „Standortentwicklung“, „CO2-Impacts“ und „Positionierung“ im Kontext der Kreislaufwirtschaft abdecken, werden entsprechende Handlungsempfehlungen entwickelt. Sponsor des Konzernprogramms ist der Vorstandsvorsitzende von Covestro.

Innerhalb des Strategieprogramms wurden im Berichtszeitraum u. a. die Initiativen „Messen und Berichten von Zirkularität im Unternehmen“, „Kriterien für ein nachhaltiges zirkuläres Produktportfolio“, „Covestro Climate Stewardship“ und „Identifikation von Treibhausgas-Reduktionspfaden“ vorangetrieben.

„Messen und Berichten von Zirkularität im Unternehmen“

Zur Messbarkeit der Erfolge und Fortschritte bei der Umsetzung von Kreislaufwirtschaft im Sinne der Unternehmensvision bedarf es geeigneter Indikatoren und Kriterien. Wir haben im Berichtsjahr verschiedene Indikatoren und Messansätze von Zirkularität im Unternehmen untersucht sowie bewertet und werden darauf aufbauend ein geeignetes System für Covestro entwickeln. Hierzu ziehen wir auch bestehende Modelle, z. B. der Ellen-MacArthur-Stiftung oder des globalen Nachhaltigkeitsforums „World Business Council for Sustainable Development“ (WBCSD), heran und bauen auf unserer bisherigen Erfahrung im Rahmen der Ansätze zur Kohlenstoffproduktivität auf.

„Kriterien für ein nachhaltiges zirkuläres Produktportfolio“

Um künftig unser Produktportfolio noch stärker auf zirkuläre Lösungen für unsere Kunden auszurichten und sie gezielt anbieten zu können, haben wir damit begonnen, Kriterien und Zirkularitätsanforderungen für unsere Produkte und Dienstleistungen zu definieren. Dies gilt z. B. im Hinblick auf Mindestanteile recycelter oder erneuerbarer Rohstoffe und die kombinierte Nutzung erneuerbarer Energien bei der Produktion unserer Materialien. Im Vordergrund steht dabei auch die Verbesserung des CO2-Fußabdrucks im Vergleich zum herkömmlichen Produktportfolio, um einen tatsächlichen Beitrag zur perspektivisch klimaneutralen Wertschöpfung der Industrie zu leisten.

„Covestro Climate Stewardship“ und „Identifikation von Treibhausgas-Reduktionspfaden“

Die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft ist entscheidend für eine substanzielle Reduktion der Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Treibhausgasemissionen – also direkter und indirekter Emissionsquellen nach dem Greenhouse-Gas(GHG)-Protokoll – entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Um die bestehenden Ziele von Covestro zur Reduktion der Treibhausgasemissionen in Einklang mit der neuen Unternehmensvision zu bringen, wurde im Berichtsjahr die Entwicklung einer globalen CO2-Roadmap mit dem Fokus zunächst auf das Jahr 2030 angestoßen. Die Roadmap fungiert als Pfeiler für unsere „Covestro Climate Stewardship“, die der Einhaltung der Treibhausgasemissionsziele und der kontinuierlichen kurz-, mittel- und langfristigen Reduktion der Emissionen dienen soll. Die Roadmap wird künftig die Grundlage für die Priorisierung konkreter Treibhausgas-Reduktionsprojekte bilden sowie für die Anpassung der klimabezogenen Unternehmensziele an die neue Unternehmensvision herangezogen werden. Sie soll dabei grundsätzlich alle direkten und indirekten Emissionsquellen nach dem GHG-Protokoll adressieren und bewerten. Hierbei besteht bei Covestro bereits eine regelmäßige Berichterstattung zu den Emissionen der Bereiche Scope 1 und Scope 2. Ein Berichtssystem für Scope-3-Treibhausgasemissionen ist im Aufbau.

Recycling- und Produktionsprozesse

Unsere technische Kernkompetenz liegt in der Entwicklung und Anwendung komplexer chemischer Verfahren und Prozesse. Dieses Know-how wollen wir insbesondere zur Etablierung innovativer chemischer und biochemischer Recycling- und Produktionsprozesse für die Kreislaufwirtschaft nutzen. Wir möchten Verfahren etablieren, die es uns ermöglichen, aus gebrauchten Materialien wieder die zu deren Herstellung benötigten chemischen Vorprodukte zurückzugewinnen. Diese können wiederum als Rohstoff in der eigenen Produktion eingesetzt werden. Daneben wollen wir künftig auch in vorgelagerten Wertschöpfungsstufen recycelte Rohstoffe in unserer Produktion einsetzen. Insgesamt sind chemische Verfahren zur Kreislaufführung für Covestro wichtige Hebel, wenn es darum geht, den Einsatz fossiler Materialien schrittweise zu ersetzen und zum Schließen von Kohlenstoffkreisläufen als Pfeiler einer klimaneutralen Produktionsweise beizutragen. Die Vorteilhaftigkeit der neuen Verfahren wird mittels Ökobilanzierung (Life Cycle Assessment, LCA), also unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus, überprüft.

Im Austausch mit Politik und Gesellschaft setzen wir uns dafür ein, dass das benötigte regulatorische Umfeld zur Etablierung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft innovationsoffen ausgestaltet wird und neben etablierten Recyclingmethoden, wie dem mechanischen Recycling, chemische Recyclingverfahren als komplementäre Verfahren anerkannt werden.

Covestro forscht derzeit in über 20 Projekten an Recyclingverfahren für die eigenen Produkte und Materialien. Von besonderer Bedeutung sind für Covestro hierbei Verfahren, mit denen Materialien chemisch oder enzymatisch wieder in ihre Moleküle umgewandelt werden können. Die so gewonnenen Sekundärrohstoffe haben eine vergleichbare Qualität und vergleichbare Eigenschaften wie herkömmlich hergestellte Rohstoffe und können daher erneut zur Herstellung von Produkten und Materialien eingesetzt werden.

Bei der Implementierung von Zirkularität haben wir Fortschritte im Bereich des Polyurethan-Recyclings erzielt. Aufbauend auf unserem Engagement im Forschungsverbundprojekt „PUReSmart“ wurde im Berichtsjahr die erste Pilotanlage zum Recycling von Polyurethan-Weichschaum in Betrieb genommen. Dieses Material wird u. a. zur Fertigung von Matratzen und Autositzen genutzt. Im Gegensatz zu anderen in der Entwicklung befindlichen Verfahren wird hier nicht nur das Polyether-Polyol, sondern auch Toluoldiamin (TDA) wiedergewonnen. TDA findet bei Covestro in der Produktion von (TDI) Anwendung. Durch die Rückgewinnung möchten wir ein vollständig zirkuläres Verfahren für unsere Polyurethan-Weichschäume entwickeln.

Ausbau des nachhaltigen zirkulären Produktportfolios

Wichtiger Bestandteil der Kreislaufwirtschaft ist die Berücksichtigung des Prinzips „Design for Circularity“. Dies bedeutet, dass bei der Produktentwicklung verschiedene Zirkularitätsaspekte wie alternative Rohstoffe, Vermeidung von Abfällen, die Dauerhaftigkeit der Anwendung sowie die Recyclingmöglichkeit mitbedacht werden. Je nach Verwendungszweck spielen hierbei auch das „Design for Recycling“ und die Verwendung möglichst wenig unterschiedlicher und reiner Materialien in einem Produkt eine wichtige Rolle.

Covestro hat in diesem Bereich Impulse gesetzt und bspw. ein neuartiges Scheinwerferkonzept auf den Markt gebracht, das auf der Nutzung von Monomaterialien basiert. Dieses LED-Scheinwerfersystem besteht aus nur vier Werkstoffen: Makrolon®-Polycarbonat, Bayblend®-Polycarbonat / ABS-Blend, einer kratzfesten Beschichtung (äußere Linsenabdeckung) sowie einer Metallisierung (Reflektoren). Hiermit kann das Recycling erheblich vereinfacht werden, da der Arbeitsaufwand für das Trennen, Sortieren und Lagern in den Recyclingströmen am Ende der Lebensdauer des Scheinwerfers reduziert wird.

Ein weiterer Aspekt der Zirkularität für Covestro ist das CO2-Recycling. Die Herstellung unserer Materialien basiert auf Kohlenstoff, der auf verschiedenen Wegen zu CO2 umgesetzt werden kann. Für die Umsetzung ambitionierter Klimaschutzziele auf staatlicher und nichtstaatlicher Ebene, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen, müssen künftig grundsätzlich alle Möglichkeiten zur CO2-Nutzung ausgeschöpft werden. Hierfür haben wir mit cardyon® bereits eine innovative Plattformtechnologie etabliert, die uns die direkte Nutzung von CO2 in der Produktion erlaubt. Wir streben kontinuierlich die Erweiterung der bestehenden Anwendungsmöglichkeiten für diese Technologie an. Neben bestehenden Anwendungen in Matratzen, Sportböden und Textilfasern hat Covestro im Berichtsjahr einen weiteren Anwendungsbereich erschlossen und bietet die Technologie für die Herstellung von Schaumstoffen an, die in der Automobilindustrie Anwendung finden. Covestro wurde für die Technologie gemeinsam mit der RWTH Aachen und dem Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion, Mülheim an der Ruhr, 2019 für den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten nominiert und in den „Kreis der Besten“ des Deutschen Zukunftspreises aufgenommen.

Des Weiteren wurde im Berichtszeitraum, neben der begonnenen Integration erneuerbarer Rohstoffe in die Produktion, auch die Geschäftstätigkeit für mechanisch recyceltes Polycarbonat weiter ausgebaut. Nicht mehr nur in der Region Asien-Pazifik, sondern nun auch in Europa werden Polycarbonat-Produkte mit mechanisch recyceltem Anteil angeboten. Insgesamt wurden bislang 13 Polycarbonat-Sorten entwickelt, die bis zu 75 % recyceltes Material enthalten können. Hierdurch können wir eine Verringerung des CO2-Fußabdrucks von bis zu 50 % erzielen.

In China ist Covestro im Berichtszeitraum zudem eine strategische Partnerschaft im Bereich des Recyclings von Trinkwasserbehältern eingegangen. Zusammen mit den Partnern Nongfu Spring, Hangzhou (China), und Ausell, Shanghai (China), wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, mit der ein Recyclingmodell für 19-Liter-Mehrweg-Trinkwasserbehälter etabliert wird, welche nach mehreren Verwendungen recycelt und als recyceltes Polycarbonat insbesondere in Elektronikanwendungen eingesetzt werden sollen. Pro Jahr soll durch die Partnerschaft eine Million dieser Trinkwasserbehälter gesammelt und recycelt werden.

Rohstoff- und Energiebeschaffung

Neben der eigenen Produktion sekundärer und biogener Rohstoffe ist die strategische Ausrichtung unseres Rohstoff- und Energieeinkaufs auf die Unternehmensvision von essenzieller Bedeutung. Im Berichtszeitraum hat Covestro daher seine strategischen Partnerschaften zur Förderung der Kreislaufwirtschaft weiter ausgebaut.

Im Rahmen einer strategischen Rohstoffkooperation mit den Unternehmen Neste, Espoo (Finnland), und Borealis, Wien (Österreich), hat Covestro begonnen erneuerbare Kohlenwasserstoffe in der Produktion des für die Herstellung von Polycarbonat benötigten Phenols einzusetzen. Bisher werden die Kohlenwasserstoffe, auf denen diese Chemikalie basiert, aus Erdöl gewonnen. Bei Neste werden sie jedoch aus Ressourcen wie Abfall- und Rückstandsölen und -fetten produziert. In einem weiteren Schritt erzeugt Borealis mit den von Neste zertifizierten Kohlenwasserstoffen das Produkt Phenol, das Covestro für die Produktion von Polycarbonat einsetzt. Auf dieser Basis lässt sich in der Wertschöpfung zur Herstellung des Polycarbonats Erdöl durch zertifizierte erneuerbare Rohstoffe ersetzen.

Um die Zertifizierung dieses Materials in der weiteren Nutzung entlang der gesamten Wertschöpfung abzubilden, haben wir damit begonnen, unsere Produktionsstandorte nach dem „ISCC+“-Verfahren zertifizieren und auditieren zu lassen. Die internationale Nachhaltigkeits- und Kohlenstoff-Zertifizierung (International Sustainability and Carbon Certification, ISCC) ist ein anerkanntes System für die Nachhaltigkeitszertifizierung von Biomasse und Bioenergie. Der Standard deckt alle Stufen der Wertschöpfungskette ab und ist weltweit verbreitet. Im Berichtszeitraum hat Covestro in Europa zunächst die Standorte Krefeld-Uerdingen und Antwerpen (Belgien) für die Integration erneuerbarer Rohstoffe in die Produktion nach dem „ISCC+“-Verfahren zertifizieren lassen. Zukünftig sollen weitere Standorte für die Integration erneuerbarer Rohstoffe zertifiziert werden, um diese Lösungen einem breiten Markt zur Verfügung zu stellen und die Rohstoffbasis in der Produktion weiterhin sukzessive auf alternative Rohstoffe umstellen zu können.

In der Versorgung der Produktionsstandorte mit erneuerbarer Energie hat Covestro ebenfalls Fortschritte gemacht und mit dem Energieversorger Ørsted, Fredericia (Dänemark), den seinerzeit weltweit größten Industrie-Liefervertrag für Offshorewindenergie abgeschlossen. Ab dem Jahr 2025 wird Covestro über die Dauer von mindestens zehn Jahren mit Strom aus Windkraft beliefert, der in einem neu errichteten Windpark vor der Insel Borkum erzeugt wird. Es wurde dabei eine Kapazität von 100 Megawatt vereinbart. Covestro untermauert damit seine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie und setzt Impulse für eine klimaverträgliche Stromerzeugung. Ebenso soll damit ein Beitrag zur Senkung des CO2-Fußabdrucks in der Produktion, unseren Produkten und den Anwendungen unserer Kunden geleistet werden.

Im Rahmen des Ausbaus der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen in Deutschland setzt sich Covestro dafür ein, dass die Förderung der Windenergieerzeugung über ein Differenzpreismodell erfolgt, in dem alle Kostenkomponenten für den Industriestrompreis inbegriffen sind, um diesen im internationalen Kontext wettbewerbsfähig zu halten und damit der Ausbau erneuerbarer Energien im Einklang mit den langfristigen Klimazielen auf europäischer und globaler Ebene weiter vorangetrieben wird.

Digitalisierung und Transparenz im Wertschöpfungskreislauf

Für die Transformation hin zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung, dass am Ende der Materiallebensdauer die notwendigen Informationen zur Auswahl der geeigneten Verwertungs- und Recyclingmöglichkeit zur Verfügung stehen. Zusammen mit den Unternehmen Circularise, Den Haag (Niederlande), und DOMO Chemicals, Leuna, engagiert sich Covestro in dem Projekt „Circularise Plastics“. Ziel des Projekts ist es, einen offenen Blockchain-Standard für die Etablierung eines Datenaustauschprotokolls zu entwickeln. Damit sollen sich Materialien und deren Zusammensetzung entlang der gesamten Wertschöpfungskette identifizieren lassen, sodass am Ende der Lebensdauer eines Produkts die bestmögliche Verwertung bestimmt werden kann. Die Besonderheit an diesem Protokoll ist, dass hinterlegte Informationen nur für diejenigen zugänglich sind, die ein berechtigtes Interesse haben. Damit bleiben sensible Produktinformationen geschützt.

Darüber hinaus hat Covestro im Berichtszeitraum mit Circularise und DOMO Chemicals sowie den Unternehmen Porsche AG, Stuttgart, und Borealis, Wien (Österreich), ein Pilotprojekt begonnen. Im Rahmen dieses Projekts sollen die Rückverfolgbarkeit, der CO2-Fußabdruck und weitere Nachhaltigkeitskennzahlen entlang der gesamten Lieferkette für Materialien und Produkte, die Porsche im Fahrzeugbau einsetzt, mittels des Blockchain-Ansatzes digitalisiert werden.

Covestro setzt zudem digitale Verfahren ein, um die Technologieentwicklung im Rahmen des zirkulären Projektportfolios zu unterstützen. Die sogenannte In-silico-Entwicklung von Katalysatoren, bei der der Ablauf chemischer Reaktionen und die Wirkung unterschiedlicher Katalysatorstrukturen mit computerchemischen Methoden berechnet werden, und die Simulation von Reaktionen sind gängige Methoden aus der digitalen Chemie, die in diesem Zusammenhang Anwendung finden. Wir setzen unsere Kompetenzen in der Digitalisierung für die Entwicklung von wichtigen Polymer-Ausgangsmaterialien auf Basis alternativer Rohstoffe ein. Außerdem unterstützen moderne Datenwissenschaftsmethoden die Anpassung an zukünftige Wertschöpfungsketten.

Gesellschaftliches und regionales Engagement

Bei Covestro treiben wir die Kreislaufwirtschaft global voran. Auch in den verschiedenen Regionen, in denen wir tätig sind, wurden weitere Aktivitäten zur Beförderung der Kreislaufwirtschaft angestoßen.

Unser globales Engagement

Als global tätiges Unternehmen, dessen Produkte sich in verschiedensten Anwendungen wiederfinden, ist sich Covestro seiner Verantwortung bewusst. Daher treiben wir die Themen „Kreislaufwirtschaft“ und „Klimaschutz“ auch in globalen Initiativen voran. Covestro engagiert sich bspw. als Gründungsmitglied der „Allianz gegen Kunststoffmüll in der Umwelt“ (Alliance to End Plastic Waste) aktiv gegen die Entsorgung von Kunststoffabfällen in der Umwelt.

Im Rahmen der vom Weltwirtschaftsforum getragenen Initiative „Collaborative Innovation for Low-Carbon Emitting Technologies“ (LCET) setzt sich Covestro für die beschleunigte Entwicklung klimafreundlicher Technologien in der chemischen Industrie und darauf aufbauender Wertschöpfungsstufen ein. Hierbei hat Covestro die Co-Leitung des innerhalb der LCET-Initiative angesiedelten Projekts „Abfallaufbereitung“ übernommen. Durch diesen Projektpfad sollen insbesondere die Rolle der Kreislaufwirtschaft für die Erreichung von Treibhausgas-Reduktionszielen untersucht und kollaborative Ansätze nach vorne gebracht werden.

Unser Engagement in Europa

In Europa hat sich Covestro neben diversen Forschungs- und Entwicklungsprojekten zur Kreislaufwirtschaft auch auf gesellschaftspolitischer Ebene an weiteren Projekten zur Circular Economy beteiligt.

Hervorzuheben ist unser Engagement in der von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) getragenen Circular Economy Initiative Deutschland (CEID). Diese vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Partnern wie Covestro finanzierte Initiative hat im Jahr 2020 drei Abschlussberichte mit unserer Beteiligung veröffentlicht. Thematisch fokussieren sich diese Berichte auf die Aspekte „Zirkuläre Geschäftsmodelle“, „Kreislaufanforderungen für mobile Stromspeicher“ und „Kreislaufanforderungen für Kunststoffverpackungen“. Gemeinsam bilden sie den Ausgangspunkt für die von der CEID im Weiteren zu entwickelnde Roadmap für eine Kreislaufwirtschaft in Deutschland.

Auf europäischer Ebene ist Covestro Gründungsmitglied der Circular Plastics Alliance, die sich zum Ziel gesetzt hat, ab dem Jahr 2025 jährlich mindestens 10 Mio. Tonnen recycelte Kunststoffe in der europäischen Industrie einzusetzen. In spezifischen Arbeitsgruppen werden hierfür wertschöpfungskettenspezifische Handlungsempfehlungen erarbeitet. Covestro ist hierbei aktives Mitglied in den Gruppen „Automobil“, „Verpackungen“, „Bauen“, „Elektronik“ und „Monitoring“.

Am Standort Leverkusen beteiligt sich Covestro an „IN4climate.NRW“. „IN4climate.NRW“ wurde vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie initialisiert und dient als Plattform der Industrie, Wissenschaft und Politik zur Etablierung einer klimaneutralen Industrie. Vertreten wird Covestro u. a. durch Vorstandsmitglied Dr. Klaus Schäfer im Wirtschaftsbeirat. Im Berichtsjahr standen bei „IN4climate.NRW“ die Themen „Kreislaufwirtschaft“, „Wasserstoff“ und „CO2-Wirtschaft“ im Vordergrund, die ebenfalls Kernelemente der strategischen Ausrichtung von Covestro auf die Kreislaufwirtschaft darstellen. In diesem Rahmen hat Covestro sich u. a. an der Erstellung der Diskussionspapiere von „IN4climate.NRW“ zur CO2-Nutzung, zu den Potenzialen des chemischen Kunststoffrecyclings und zur Rolle von Wasserstoff beteiligt.

Die Rolle von Wasserstoff für eine treibhausgasneutrale Chemie und Covestros Engagement

Wasserstoff soll perspektivisch wichtige Beiträge zur Energiewende liefern, indem er bspw. im Rahmen der CO2-Konvertierung zur Erzeugung klimaneutraler Energieträger zur energetischen sowie in der chemischen Industrie vor allem zur stofflichen Nutzung eingesetzt wird.

Covestro engagiert sich für die Ausgestaltung einer nationalen und europäischen Wasserstoffstrategie. In diesem Zusammenhang wurde unser Vorstandsmitglied Dr. Klaus Schäfer im September 2020 von der deutschen Bundesregierung als Mitglied in den Nationalen Wasserstoffrat berufen, der im Oktober 2020 seine Arbeit aufgenommen hat.

Unser Engagement in den USA

In Nordamerika haben wir uns an unserem Standort in Pittsburgh, Pennsylvania (USA), dafür eingesetzt, dass die Option des chemischen Recyclings im bundesstaatlichen Abfallrecht berücksichtigt wird. Auch in anderen Regionen in den USA setzen wir uns über unser Engagement beim amerikanischen Chemieverband ACC (American Chemistry Council) für eine entsprechende Berücksichtigung und ein konsistentes regulatorisches Umfeld in den USA ein. Wir haben ebenfalls Projekte angestoßen, mit denen die Entwicklung chemischer Verfahren zum Recyceln von Polyurethan-Schäumen vorangetrieben werden soll – bspw. im Rahmen unserer Partnerschaft mit dem „Mattress Recycling Council“ zur Nutzung und zum Recyceln gebrauchter Polyurethan-Schäume für Matratzen.

Unser Engagement in China

Neben der Entwicklung des Portfolios von recyceltem Polycarbonat haben wir die Entwicklung weiterer Anwendungen durch die Kombination mit anderen recycelten Rohstoffen wie Carbonfasern und PET (Polyethylenterephthalat) vorangetrieben.

Im Rahmen unserer langjährigen Partnerschaft mit der Tongji-Universität und der Covestro-Tongji Innovation Academy in Shanghai (China) standen im Berichtszeitraum das Thema „Neue Abfallmanagementansätze“ sowie die Entwicklung kreativer Ansätze mit Studenten zur Kreislaufwirtschaft im Fokus.

In China haben wir uns außerdem in verschiedenen Verbänden wie der China Petroleum and Chemical Industry Federation (CPCIF), der China Plastics Reuse and Recycling Association (CPRRA) und der China Circular Economy Association (CCEA) zum Thema Kreislaufwirtschaft engagiert. Hervorzuheben ist im Berichtsjahr unser Beitritt als Gründungsmitglied zur CPCIF-CPRRA Green Recycled Plastic Group. Im Rahmen dieser Engagements will Covestro in China dazu beitragen, zirkuläre Konzepte für Kunststoffe voranzubringen und das entsprechende Bewusstsein in Politik und Gesellschaft für Kreislaufoptionen entlang der gesamten Wertschöpfung, insbesondere im Hinblick auf Kunststoffe, zu schaffen.

Zudem haben wir uns weiterhin im Rahmen der von den Regierungen Chinas und Deutschlands aufgesetzten deutsch-chinesischen Partnerschaft (Sino-German Partnership), insbesondere im Recyclingprojekt „Upgrading New Energy Vehicles“, eingebracht. In diesem Projekt sollen die Grundlagen für Recycling- und Verwertungskreisläufe von Automobilen untersucht werden und es soll im Hinblick auf die Entwicklungen möglicher Standards Ergebnisse liefern.

Kreislaufwirtschaft
Ein regeneratives Wirtschaftssystem, in dem sowohl Ressourceneinsatz, Abfallproduktion, Emissionen als auch Energieverbrauch minimiert werden. Grundlage dafür sind langlebige und geschlossene Material- und Energiekreisläufe.
Carbon Productivity
Der Wert, der pro eingesetzte Kohlenstoffeinheit (bspw. in Form von fossilen Rohstoffen wie Kohle, Öl, Erdgas) generiert wird; die Messung der Kohlenstoffproduktivität soll eine nachhaltige und optimale Nutzung von Kohlenstoff fördern
Kreislaufwirtschaft
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TDI/Toluylen-Diisocyanat
Eine chemische Verbindung aus der Gruppe der aromatischen Isocyanate, die hauptsächlich in Polyurethan-Schaumstoffen und -Lacksystemen verwendet wird