Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette
Kreislaufwirtschaft
Begrenzte natürliche Ressourcen und der fortschreitende Klimawandel sind zwei zentrale Treiber für die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy). Für Covestro bedeutet Kreislaufwirtschaft vor allem effiziente Lösungen zu finden, damit Produkte und Materialien am Ende ihres Lebenszyklus – als Ganzes, in Gestalt von Polymeren oder in molekularer Form – wieder in den Wertschöpfungskreislauf zurückgeführt werden. So wollen wir aus Produkten und Materialien neuen Wert generieren. Wir verfolgen hierbei einen ganzheitlichen Ansatz, damit wir durch die Umsetzung von Zirkularität den Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen senken. Neben der Entwicklung neuer Verfahren treiben wir deshalb die Kreislaufwirtschaft auch durch die Berücksichtigung von Zirkularität bei der Produktgestaltung, im Einkauf, bei der Erzeugung und Nutzung von Energie und Rohstoffen sowie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle entschieden voran. Konkret bedeutet dies, dass bspw. Kunststoffe nicht als Abfall enden, sondern z. B. in Mehrwegsystemen weiterverwendet werden. Ebenso können Kunststoffe in recycelter Form einer gänzlich neuen Verwendung zugeführt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Erzeugung eines Polycarbonats auf Basis eines aus gebrauchten Polycarbonat-Wasserflaschen hergestellten Rezyklats, das in der Elektronikindustrie für Laptops, Kopierer, Drucker und ähnliche Anwendungen eingesetzt wird.
Die Idee der Kreislaufwirtschaft endet für uns aber nicht bei der Wiederverwertung von eigenen Produkten und Materialien. Wir entwickeln darüber hinaus auch Verfahren und Lösungen, um etwa Abfälle und Abgase, die bei Produktionsprozessen entstehen, in den Kreislauf zurückzuführen.
Die Transformation einer bislang vor allem auf lineare Geschäftsmodelle ausgerichteten Wirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft birgt große Chancen für Covestro, z. B. durch die Entwicklung neuer Technologien, Kooperationen und Geschäftsmodelle. Parallel zu diesen Chancen betrachten wir auch das durch Kreislaufwirtschaft entstehende Disruptionspotenzial für die gesamte Wertschöpfungskette. Vor diesem Hintergrund hat Covestro Anfang 2019 das globale Strategieprogramm „Circular Economy“ aufgelegt. Im ersten Schritt wurden durch diverse Konzernfunktionen sowie in allen Geschäftsbereichen strategische Empfehlungen für die weitere Umsetzung der Kreislaufwirtschaft bei Covestro erarbeitet. Hierzu haben wir übergreifend global arbeitende Teams etabliert und Workshops in China, Europa und den USA durchgeführt. Auf Grundlage der erarbeiteten Empfehlungen aus dem Strategieprogramm „Circular Economy“ hat der Vorstand beschlossen die strategische Ausrichtung von Covestro in diesem Bereich weiter voranzutreiben, zunächst mit einem Fokus auf folgende Elemente:
- Die gezielte Betrachtung von gebrauchten Kunststoffprodukten als mögliche Rohstoffressource neben weiteren alternativen Rohstoffquellen wie CO2 und Biomasse
- Die Entwicklung innovativer und ressourcenschonender Verfahren zur Rückwandlung gebrauchter Kunststoffe in Rohstoffe für die industrielle Produktion
- Die aktive Förderung einer auf Zirkularität ausgerichteten Wirtschaftsweise durch die Fortentwicklung bestehender und das Initiieren neuer Kooperationen und Geschäftsmodelle entlang der gesamten Wertschöpfungskette
Daneben hat Covestro mit zusätzlichen Initiativen die weitere Entwicklung und Implementierung von „Circular Economy“ im Konzern forciert. So haben wir unsere Mitarbeiter im Rahmen einer internen „Start-up Challenge“ dazu aufgefordert, globale Ideen für nachhaltige Produktlösungen zu entwickeln. Von 234 eingereichten Vorschlägen waren alle 6 Finalistenideen konkret der Kreislaufwirtschaft zuzuordnen.
Zudem ist Covestro dem Forschungsverbund „PUReSmart“ beigetreten, der im Jahr 2019 seine Arbeit aufgenommen hat. Dabei untersuchen wir gemeinsam mit verschiedenen Partnern der Wertschöpfungskette, wie sich die Wiederverwertung von Polyurethan-Kunststoffen verbessern lässt. Gemeinsames Ziel ist es, für diese Materialien einen zirkulären Produktzyklus zu entwickeln. Ebenfalls im Jahr 2019 ist Covestro Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kohlenstoffkreislaufwirtschaft Nordrhein-Westfalen geworden. In diesem Forschungsverbund wird intensiv an einer Sektorenkopplung von Abfall-, Chemie- und Energiewirtschaft in Nordrhein-Westfalen geforscht, um aus lokal verfügbaren Rohstoffressourcen neue Chemieprodukte zu erzeugen. Eine weitere Initiative hat Covestro mit Industriepartnern im Rahmen des Projekts „Circularise PLASTICS“ im Berichtsjahr begonnen. Die zentrale Frage dieses Projekts ist, wie Blockchain-Technologien zur Transparenz einer Kreislaufführung von Kunststoffen und zu deren Rückverfolgbarkeit beitragen können.
In China haben wir im Jahr 2019 unser Produktportfolio im Bereich des recycelten Polycarbonats weiter ausgebaut. Auf Basis von mechanischen Recyclingverfahren stellen wir für den asiatischen Markt bereits mehr als zehn verschiedene Arten von Polymergranulat und Polymer-Blends bereit. Der Anteil des recycelten Materials in diesen Produkten beläuft sich auf 20 % bis 50 %. Die Produkte werden vorwiegend in der elektronischen Konsumgüterindustrie eingesetzt.
Im Rahmen einer Kundenkooperation in den USA werden Polyurethanschäume aus unserem Forschungs- und Entwicklungsbereich, die andernfalls als Abfälle entsorgt werden müssten, abgenommen und weiterverwendet. Des Weiteren sind wir eine Forschungskooperation mit der Non-Profit-Organisation Mattress Recycling Council in Kalifornien (USA) eingegangen, in der wir das Matratzenrecycling in den USA verbessern und ausweiten möchten.
Mit Blick auf die Messbarkeit und Bilanzierung von Zirkularität evaluiert Covestro derzeit verschiedene Optionen auf unterschiedlichen Ebenen. Zum einen haben wir im Jahr 2019 den Ansatz für die sogenannte Carbon Productivity (Kohlenstoffproduktivität) mit dem Ziel, das Maximum aus Kohlenstoff herauszuholen, weiterverfolgt. Der Ansatz zielt darauf ab, die Entkopplung der Wertschöpfung vom Verbrauch fossiler Rohstoffe messbar zu machen. Die Kreislaufwirtschaft kann durch die mehrmalige Verwendung des in Produkten enthaltenen Kohlenstoffs zu diesem Ziel beitragen. Grundsätzlich kann die Methodik auf Produkt-, Unternehmens- sowie volkswirtschaftlicher Ebene angewendet werden. Aktuell untersuchen wir, ob dies ebenfalls ein geeigneter Indikator dafür sein könnte, die Umsetzung von Zirkularität im Unternehmen, in einzelnen Branchen oder insgesamt von Volkswirtschaften zu messen. Dazu haben wir eine externe Studie in Auftrag gegeben und hoffen, dadurch weitere Erkenntnisse zu erhalten.
Daneben haben wir uns im Rahmen unseres Strategieprogramms „Circular Economy“ ebenfalls mit Bilanzierungsfragen der Kreislaufwirtschaft in der chemischen Industrie und unserer Produktion auseinandergesetzt. Ein Fokusthema dabei waren die Verfahren der Massenbilanzierung, die die Zuordnung von verwendeten Sekundärrohstoffen zu den einzelnen Produkten ermöglichen sollen. Wir setzen uns für die Entwicklung geeigneter Verfahren ein, die in transparenter Weise eine entsprechende Bilanzierung des Recyclinganteils von Stoff- und Produktströmen ermöglichen.
Auf gesellschaftspolitischer Ebene engagiert sich Covestro in der „Circular Economy Initiative Deutschland“ (CEID), die öffentlich gefördert und von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) federführend organisiert wird. Im Rahmen der CEID soll ein gemeinsames Zielbild entwickelt werden, das Deutschland den Weg in eine zukunftsfähige zirkuläre Wirtschaft aufzeigt. Covestro beteiligt sich hierbei im Lenkungskreis und arbeitet aktiv in den Arbeitsgruppen für zirkuläre Geschäftsmodelle sowie Batterie- und Verpackungskreisläufe mit.
Auf europäischer Ebene hat Covestro die Erklärung der „Circular Plastics Alliance“ unterzeichnet und wird das gemeinsame Ziel unterstützen, dass bis zum Jahr 2025 jährlich mindestens 10 Mio. t recycelte Kunststoffe in der europäischen Wirtschaft verwendet werden.
In China haben wir uns an der Diskussion zur Kreislaufwirtschaft auf verschiedenen Ebenen beteiligt. Zum einen durch unsere Mitgliedschaft in der China Plastics Reuse and Recycling Association (CPRRA) und zum anderen durch unsere Aktivitäten mit Bezug zur China Circular Economy Association (CCEA). Daneben haben wir ebenfalls an bilateralen Kooperationsformaten in China zur Kreislaufwirtschaft teilgenommen, so z. B. am sechsten Sino-German Environment Forum mit dem Schwerpunktthema „Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe“.
Auf internationaler Ebene engagiert sich Covestro in dem Unternehmensnetzwerk „Allianz gegen Kunststoffmüll in der Umwelt“ (Alliance to End Plastic Waste).
Im Geschäftsjahr 2020 wird Covestro zusätzliche Schritte und Rahmenbedingungen für das Unternehmen definieren, um seine weitere Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft strukturell und technologisch voranzutreiben.